DER PERFECT TOOLER

Wenn’s gut werden muss“ – dieser Werbeslogan einer großen Baumarkt-Kette scheint so manchen selbstberufenen Heim-Handwerker schon vor Beginn irgendeiner noch so bescheidenen Aufgabenstellung mächtig auf den Bierbauch zu schlagen. Denn er steht sogleich unter Erfolgszwang. Klar, man könnte die anstehende Arbeit auch einem Fachbetrieb überlassen. Aber als Häuslebauer befindet man sich ja permanent im Wettbewerb mit den Nachbarn, Vereinskameraden, Kollegen oder Sportsfreunden. Sie alle können allmontäglich mit ihren selbsterbrachten Wochenendleistungen auf der Dauerbaustelle Eigenheim auftrumpfen. Da werden wie zur Schulzeit beim Quartett die Höchstleistungen in den verschiedensten Gewerken auf den Pausentisch gekloppt, heutzutage allerdings nicht in Form von schnöden Fotokarten, sondern als dramaturgisch ausgeklügelte Videos. Wofür hat man schließlich letztes Jahr vom Weihnachtsmann eine veritable Drohne erpresst? Was sind schon Luftaufnahmen der ausgebrannten Notre Dame-Kathedrale in Paris gegen den musikalisch martialisch untermalten Rundflug über die eigene Datsche. So bekommt das Auswechseln von drei maroden Dachpfannen eine ganz neue Wertigkeit. Um derlei Facharbeiten adäquat verrichten zu können, bedarf es natürlich noch diverser anderer Anschaffungen. Wenn’s gut werden muss, braucht Mann eben auch gutes Gerät, Profigerät halt. Und beim Anblick der laufenden Meter Werkzeuge neigen selbst gestandene Männer zu weichen Knien und leeren Geldbörsen wie einst als kleiner Junge am Kirmesstand mit Schnüzzereien.
Was Männern früher ein wohlbestücktes und –geordnetes Reise-Necessaire war, verkam mit den Jahren zu einem formlosen Kulturbeutel mit durcheinander gewürfeltem Inhalt. Sorgsam gefüllte Federmäppchen wichen weichlichen Schlampermäppchen. Der Hobby-Werkzeugkasten hingegen erlebt keine Sinnkrise. Beim gekonnten Öffnen mit geübten Heimwerkerhänden fächert er sich galant auf und offeriert seine metallen blinkenden Ingredienzen. Mit Hilfe von variablen Unterteilungsmöglichkeiten verschafft er zum Beispiel einem Kreuzschlitzschraubendreher eine Solitärposition und lässt ihn in seinem Einzelfach wirken wie ein kleines Zepter in einer Museumsvitrine. Hier ist alles an seinem zugeordneten Platz. Nichts schlampert durcheinander. Und damit die Handtasche des stolzen Bastel-Besitzers auch wertig zur Geltung kommt, kann Mann nur eine Regalstraße weiter auch gleich die dazu passende Garderobe erwerben. Roter Blaumann gefällig? Oder lieber die Profi-schwarze Workerhose mit unzähligen aufgenähten Taschen in Estrich-grau? Finden Sie Ihren Typ oder lassen Sie sich ruhig vom bekittelten Fachpersonal beraten. Wenn’s gut werden muss.

TEXT: Rainer Güntermann