FEUER IM GARTEN

 

Spätestens seit dem diesjährigen tropischen Sommer, wo man am liebsten selbst das Schlafzimmer nach draußen ausgelagert hätte, wird uns klar, dass durch den Klimawandel auch in unseren Breiten das Leben zunehmend nach draußen verlagert werden wird. Was einmal mit einem kleinen Esstisch und Stühlen begann, wurde mit ganzen Sitzlandschaften und neuerdings auch Outdoor-Küchenzeilen erweitert. Was spricht also dagegen, auch das Ritual des Beisammenseins am Kamin um eine Freiluft-Variante zu ergänzen?
TEXT: Rainer Güntermann

Offenes Feuer – zwei Wörter reichen aus, um bei den meisten Menschen einen Urinstinkt zu wecken. Beim Gedanken an kontrolliert loderndes Feuer bekommen wir bereits leuchtende Augen. Das Versammeln um flackernde Flammen ist gleichsam archaisch, spannend und behaglich, der Blick in die knisternde Glut lässt uns gedankenverloren träumen. Die offene Feuerstelle übt eine magische Anziehungskraft aus, sie lenkt alle Aufmerksamkeit auf sich und sorgt mit Licht und Wärme gleichzeitig für pure Atmosphäre. Und geschieht dies alles unter freiem Himmel, ist die Wirkung umso größer. Die einfachsten Lösungen für einen neuen Blick- und Treffpunkt im Garten sind mobile Feuerstellen. Dies können Feuerschalen, -körbe, -säulen oder kleine Kamine sein. Ihr großer Vorteil liegt in der großen Flexibilität des Standortes, dem relativ geringen Platzbedarf und nicht zuletzt im zumeist genehmigungsfreien Betrieb. Dennoch sollte man auf Windrichtung und ausreichenden Grenzabstand achten. In jedem Falle sollte man mögliche Standorte, die je nach Jahres- und Tageszeit variieren können, gewissenhaft auswählen und vorsorglich präparieren. Denn unabdingbar ist neben einer ebenen Standfläche auch ein Kiesbett oder eine sonstige steinerne Unterlage, um infolge der Hitzeentwicklung keine Schäden am Rasen oder den Terrassendielen zu riskieren.

Ebenso wichtig ist die ausreichende Entfernung von Bepflanzungen, Hauswänden oder Bedachungen. Um trotz eines windgeschützten Stellplatzes übermäßige Rauchentwicklungen zu vermeiden, ist es angeraten, auf harzreiche Nadelhölzer zu verzichten. Lediglich zum Anzünden eignen sich einige kleine Weichholzscheite oder Reisig. Chemische Anzündhilfen sind ebenso tabu wie das Abbrennen von Reisig, Laub oder gar lackiertem Altholz. Und: Wie beim Weihnachtsbaum mit echten Kerzen gehört der Eimer Wasser in Griffnähe selbstverständlich zur Grundausstattung. Anstelle von scheitholzbetriebenen Modellen gibt es auch eine Vielzahl von mobilen Feuergefäßen, die mit Propangas oder Bioethanol arbeiten. Dem Verlust von prasselndem Geräusch und würzigem Geruch eines natürlichen Feuers stehen als Vorteile das Fehlen von lästiger Asche und sprühenden Funken, sowie das bequeme An- und Ausschalten – auch per App – gegenüber. Bei geringem Platzangebot, weniger Wärmebedarf und vor allem kontrolliert-inszeniertem Flammenwunsch sind diese Modelle eindeutig die bessere Wahl.
Weitaus größere Anforderungen stellen fest installierte Feuerstellen. Ihr Standort ist verbindlich, muss also sehr sorgsam bedacht sein. Abgesehen von der Tatsache, dass nunmehr eine behördliche Genehmigung mit bestimmten Maßgaben fast unumgänglich ist, spielt auch die vorhandene Vegetation eine wichtige Rolle. Wo im Garten möchte ich am Feuer sitzen? Auf welchen Hintergrund möchte ich schauen? Wie ist dort der vorherrschende Windeinfall? Wie ist dort der Abstand zu Bäumen?

Danach erst geht es an die Planung der Feuerstelle als solche. Der Klassiker ist nach wie vor die runde Variante. Beginnend mit einer Feuerschale aus Cortenstahl, die in eine etwas größere, mit Kies ausgekleidete Mulde bis auf Rasenniveau eingelassen wird. Ein umlaufender Kiesstreifen zwischen Schalenrand und Grün dient gleichzeitig als Brandschutz und optisch reizvolle Einfassung. Möchte man grillen, reicht ein Dreibein mit Schwenkrost, das über die Feuerschale positioniert wird. Gemauerte, in der äußeren Form an Brunnen erinnernde Feuerstellen, in die ein Eisenkorb eingehängt werden kann, können mit entsprechendem Rundrost ebenfalls bequem als Grill genutzt werden. Ein umlaufendes Mauerhalbrund erfüllt gleichzeitig die Funktion eines Windschutzes für den Grill und einer Sitzbank. Überhaupt ist es ratsam, die weitere Garten- oder Terrassengestaltung von der optischen Gestaltung und Materialbeschaffenheit der Feuerstelle abzuleiten. Ein Feuertisch, der in das Raster des Steinpflasters passt, erspart unnötige Schnitte, Fugen und Stückelungen. Kommt für beide das gleiche Material zum Einsatz, sorgt dies für Ruhe und Harmonie. Kontrastieren rauer Cortenstahl und polierter Naturstein nebeneinander, entsteht eine optisch reizvolle Spannung. Wird Edelstahl im Freien verwendet, muss man sich hinsichtlich Feinstaub, Flugrost und sonstigen Witterungseinflüssen einer intensiven Pflege bewusst sein, um den typischen Charakter dieses Materials zu bewahren. Für alle fest installierten offenen Feuerstellen sollte man eine Abdeckung vorsehen, die verhindert, dass sie mit Regenwasser volllaufen und verrotten. Ist diese eben und stabil ausgeführt, bestenfalls auch noch aus dem gleichen Material, kann man bei einem in den Boden eingelassenen Modell die Fläche gefahrlos begehen oder anderweitig nutzen, bei einer eingelassenen Tischfeuerstelle diesen in vollem Umfang zum Abstellen nutzen. Auch bei größeren Feuersäulen oder Kaminen mit Rauchabzugsrohr sollte dieses gegen Regenwasser mit einer festen Abdeckung geschützt sein.

Besteht vom Platzangebot die Möglichkeit, ein regelrechtes Freiluft-Kaminzimmer anzulegen, hat man die Chance, dem Garten eine architektonische Krone aufzusetzen. Eine Kaminwand, die einen Sicht- oder Windschutz bildet, die in Material- oder Farbwahl ein Ausrufungszeichen setzt, deren Feuerkammer klassisch mit Scheitholz bestückt oder mit einer Gaszuleitung vom Haus direkt versorgt wird – hier kann sich Kreativität voll entfalten. Jede zusätzliche Technik kann in diese Wand unsichtbar integriert werden. Ein Holzlager, eine Sitzbank, vielleicht notwendige Stufen oder gar eine Outdoor-Küchenzeile können sich mit ihr zu einer veritablen Skulptur vereinen. Auch als mögliche Trennwand mit beidseitig zugänglicher Feuerstelle zwischen Esstisch und gemütlicher Lounge-Sitzgruppe kann sie maßgeblich zu einer gelungenen Garten- und Terrassenstruktur beitragen. Ist die Essgruppe etwas tiefer angelegt, ist das Feuer gleichzeitig in Augenhöhe und bietet einen außergewöhnlichen Blickfang. Bei der Verwendung von Bioethanol in Verbindung mit Lavakies lassen sich auch breite Feuerstellen mühelos bestücken. Im Kontrast zur massiven Kaminwand können exakt geschnittene Hecken in entsprechender Höhe den gewünschten Raum weiter umschließen, mit möglichen Lücken für Sichtachsen oder markante Pflanzen. Das Tüpfelchen auf dem i ist jedoch die Hinzufügung eines zweiten Grundelements und gleichzeitig der natürliche Gegenpart zum Feuer: Wasser. Jedoch nicht als unruhiger Springbrunnen, sondern als ruhendes Becken, allenfalls mit einem breitflächigen Zulauf, der gleich dem Feuerschein Ruhe und Entspannung vermittelt.

Von Ruhe und Entspannung sollte auch das Verhältnis zu den Nachbarn geprägt sein. Daher ist es jenseits behördlicher Auflagen auf jeden Fall anzuraten, diese von geplanten offenen Feuerstellen rechtzeitig in Kenntnis zu setzen. Wird dies verbunden mit einer Einladung zum gemeinsamen erstmaligen „Befeuern“, stehen die Chancen gut, dass Ruhe und Entspannung auch weiterhin garantiert sind.

 

Text: Rainer Güntermann
Fotos: FOCUS, Philippe Perdereau | „Feuerstellen“| www.bjvv.de, EcoSmart, PLANIKA, Marianne Majerus | „Feuerstellen“| www.bjvv.de