Textur Farbe Wuchs – Hecken Wachsende Wände

Layout-1-52-53Hecken Wachsende Wände

Eine Hecke ist lebendig – was sie von einer Mauer unterscheidet. Ansonsten kann die Hecke aber die gleichen Aufgaben übernehmen: Sie schützt, sie teilt, sie gibt Struktur und schafft Perspektiven. Ob es als architektonisches Element auch richtig zur Geltung kommt, entscheidet sich oft schon mit der Wahl des richtigen Gehölzes.

iStock_000046509210_DoubleSchon im Mittelalter wurden Hecken oft als Umzäunung von Ackerland angelegt. Sie grenzten anliegende Felder ab und schützten den Boden vor Wind- und Wassererosion. In ihrer Umgebung bildete sich ein besonderes wachstumsfreundliches Klima, ihr herabfallendes Laub machte zudem den Boden noch fruchtbarer. Doch spätestens im Barock wurde der Gartenhecke auch ein gestalterisches Element zugedacht. Aus dem reinen Nutzgewächs wurde ein architektonischer Baustein.

Heute ist eine Hecke beides in einem: die Grenze zu den Nachbarn, die aber auch optisch etwas hermachen muss. Sie ist Sichtschutz, der auch lebendig ist. Sie ist ein Windschutz, der gleichzeitig Dekoration ist. Sie schafft Räume, Ecken und Nischen und ein günstiges Mikroklima. Sie schafft Ruhe und gleichzeitig eine öffnende Perspektive. Doch um ihren gestalterischen Aufgaben auch nachkommen zu können, will das passende Gehölz der Hecke gut gewählt sein.

Zunächst stellt sich die Frage nach einer immergrünen oder sommergrünen, also laubabwerfenden Hecke. Letztere besticht in Frühling und Sommer mit einem satten Grün und im Herbst mit leuchtenden Blattfarben. Im Winter verliert sie ihr Laub und zeigt ihr Geäst, was durchaus auch ein Gestaltungsmittel sein kann. Dauerhaften Sichtschutz erreicht man hingegen mit einer immergrünen Hecke, die ganzjährig Laub oder Nadeln trägt.

iStock_000064111555_FullWährend die sommergrünen Gehölze durch den bunten Farbwechsel der Jahreszeiten bestechen, liegt ein Pluspunkt des immergrünen Heckenholzes zum Beispiel in der Tatsache, dass meist auch Gartenfreunde mit weniger Erfahrung mit ihm recht gut zurechtkommen. Dafür brauchen sie mehr Geduld mit dem langsamen Wuchs, wohingegen laubabwerfende Hecken oft viel schneller gedeihen. Sommergrüne Hecken „leben“ die Jahreszeiten mit und schaffen so eine lebhafte und warme Atmosphäre, während das permanente Grün ewig frisch wirkt. Eine Frage des Geschmacks, Vor- und Nachteile gibt es auf beiden Seiten.

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In Textur, Farbe und Wuchs geben die verschiedenen Hölzer auch unterschiedliche Bilder ab. Die Heckenpflanzen lassen sich in jedem Garten individuell einsetzen als Blickfang, Raumteiler oder Highlight. Denn während zum Beispiel blickdichte Hecken als rundum geschlossene Umrandung einen Bereich auch einengen können, lassen sich andererseits etwa durch Heckenriegel und dazwischenliegende Lücken immer neue Perspektiven in der Gartenlandschaft kreieren. Je nach Blickwinkel eröffnen sich so immer neue Ausblicke auf die Umgebung. Und je nach Holzart lässt sich diese Umgebung eben immer anders inszenieren.

iStock_000038444910_LargeDer berühmte belgische Gartendesigner Jacques Wirtz beispielsweise sieht in dieser Inszenierung den den richtigen Weg, „im Garten zu sich selbst zu kommen.“, wie er in einem Interview mit der Welt sagte. Das sei auch in kleinen Gärten möglich, wichtig seien aber Perspektiven „und Abwechslung zwischen Intimität und Öffnung“. Dazu sei die langfristige Landschafts- und Gartengestaltung nur im Einklang mit der Natur möglich, nicht gegen sie. Jacques Wirtz, der „Gartenkönig“, ist bekannt für seine Kreationen aus Buchshecken, die wie Wolken durch seine Gärten schweben, für scharf geschwungene Buchenhecken und sattgrüne Abstufungen. Seine Parks gelten als stilbildend. Ganz so messerscharf muss ein Garten aber nicht grundsätzlich geschnitten sein, um Ruhe und Wohlgefühl zu erzeugen. Das kann sich auch aus dem Zusammenspiel von Farben, Formen und Räumen ergeben, die die Heckenhölzer in so vielfältiger Weise mit sich bringen. Egal ob immer- oder sommergrün.

402105_original_R_B_by_gabriele-Planthaber_pixelio.deBei den laubabwerfenden Hölzern gilt der Zierapfel als originelles Heckenholz. Er bringt im Frühling weiße Blüten mit, im Herbst kleine rote Früchte. Die trägt auch das Pfaffenhütchen, allerdings sind sie giftig. Viel Farbe trägt auch die Rotbuche, die mit ihren beinahe violetten Blättern sehr nobel und warm wirkt.

iStock_000008734967_LargeÄußerst beliebt ist aber vor allem die immergrüne Hecke. Thuja, der Lebensbaum, ist hier besonders populär, da er relativ schnell wächst und recht preiswert ist. Allerdings kommt er erst dann richtig zur Geltung, wenn er auch groß gewachsen und gut geschnitten ist. Edler und noch etwas wärmer präsentiert sich die Eibe mit ihren roten Früchten. Sie ist ein heimisches Gewächs und sehr langlebig. Im Gegensatz zur Thuja wächst sie sehr langsam, wodurch es auch sehr lange dauert, bis sie ein wirklich blickdichter Sichtschutz ist. Deutlich schneller wächst der Kirschlorbeer, der damit auch sehr schnell zum Sichtschutz wird. Jedoch braucht er sehr viel Platz in der Breite, wodurch er für kleinere Gärten eher unbrauchbar ist. Außerdem enthalten seine Blätter und Samen, genau wie die Nadeln der Eibe, giftige Stoffe. Eibe und Kirschlorbeer wurden beide schon zur „Giftpflanze des Jahres“ gewählt.

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Keine toxische, aber doch schon eine besondere Wirkung können auch eher selten als Hecke genutzte Hölzer entfalten wie der Wacholder. Der wird sonst als Strauch eingesetzt, lässt sich aber in der Hecke sehr robust anlegen und auch gut schneiden. Sehr gefragt ist außerdem auch Liguster, der sehr hoch und relativ schnell wächst, robust ist und ebenfalls gut Formschnitt verträgt. Er verschönert den Garten mit weißen Blüten im Sommer und blauschwarzen Beeren im Herbst.

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Aus gestalterischer Sicht wirkt vielleicht der Buchs, wie schon bei Jacques Wirtz, am elegantesten. Mit ihm lässt sich ein sehr feiner Schnitt durch den Garten ziehen. Der Berliner Landschaftsarchitekt Georg von Gayl spricht ihm die Eigenschaft zu, einen Garten „angezogen“ und „kostbar“ zu machen. Dem Formschnitt sind beim Buchs zudem so gut wie keine Grenzen gesetzt.

A1NlIpoLZSLOb mit zackigem Formschnitt oder ausladender Fülle: Mit Hecken gestalten ist das Schaffen lebendiger Perspektiven. Denn solch ein grüner Wall wächst nicht nur mit seinen Aufgaben. Als vielseitiges architektonisches Element macht sich so eine Hecke jedenfalls schon mal sehr gut. Weshalb sich die lebende Wand ja auch immer wieder neu wachsender Beliebtheit erfreut.

 

TEXT: Christian Dang-anh

Fotos: MaSims | pixelio.de, holger Schupp