KÖNIGLICHER DAUERBRENNER – DIE ROSE

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Die Rose steht seit Tausenden von Jahren für Schönheit und Liebe. Und schon vor ihrer Züchtung war die Wildrose ein heilendes Nahrungsmittel. Heute gibt es durch Kreuzung und Züchtung über 30.000 verschiedene Arten der „Königin der Blumen“. Und keine ihrer Varianten hat bis heute an Strahlkraft verloren – symbolisch und tatsächlich macht die Rose glücklich.

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Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose – mit dem heute geflügelten Satz der Schriftstellerin Gertrude Stein bringt sie zum Ausdruck, dass schon der Name einer Sache deren Bild und die damit verbundenen Gefühle darstellt. Treffender hätte sie es auch nicht formulieren können. Schließlich ist die Zierpflanze, die seit über 2000 Jahren gezüchtet wird, das Symbol für Liebe und Schönheit, für Emotion und Faszination.

rosentorDie ersten Rosenzüchtungen wurden vor etwa 5000 Jahren in Gärten in China vollzogen; der Beginn der Rosenkultivierung wird auf ungefähr 2700 v. Chr. datiert. Es sind dann schließlich auch chinesische Rosen, die spätestens seit der Renaissance größten Einfluss auf die Rosenzucht in unseren Gefilden haben. Heute gibt es durch Kreuzungen und Züchtungen um die 30.000 verschiedene Rosensorten. Die Wildrose gibt es praktisch schon immer. Ihr natürliches Vorkommen erstreckte sich ursprünglich auf die Nordhalbkugel zwischen Europa und China, aber auch in Nordamerika gab es fossile Funde der Gattung Rosa. Schon in ihrer wilden Form als Nahrungsmittel und heilendes Gewächs hatte sie in zahlreichen Kulturen der Welt eine große Bedeutung.

Das verstärkte sich noch seit ihrem Sprung vom Wildgewächs zur Zierpflanze. Bereits im Viridifolia_Green_Roseantiken Rom, wo Rosen in Glashäusern gezüchtet wurden, und im Ägypten der Ära des Ramses II., der 1224 v. Chr. verstarb, gibt es Hinweise auf Rosen und ihren Anbau in Gärten. Die Römer betrachteten sie schnell als ein Luxusgut, das zu den Ausschweifungen bei Festmahlen gehörte – Blütenblätter bildeten einen Teppich, der zur Tafel führte; sie waren Dekoration von Speisen und Getränken, die Gäste rieben sich mit dem Öl ein. Die Wiege der Rosenölgewinnung steht übrigens vermutlich in Persien, wo es auch seit Jahrtausenden Rosengärten mit besonders stark duftenden Blüten gibt. Und die ägyptische Königin Kleopatra soll ihren römischen Geliebten Mark Anton mit einem Meer aus Rosenblüten willkommen geheißen haben.

Darüber hinaus berichtet Homer in der Ilias von Waffen, die mit Rosenkränzen geschmückt sind und von Aphrodite, die den verstorbenen Hektor mit Rosenöl salbt. Überhaupt waren auch die Dichter Griechenlands große Fans der Rose; angefangen bei Sappho, die sie als erste die „Königin der Blumen“ nannte. Die Rose verfügt also seit jeher über einen ausgeprägten Symbolcharakter und eine ungebrochene poetische Kraft.

Diese sind durchaus vielseitig: So symbolisieren Rosen etwa Liebe und Freude. Die Griechen ordneten die Rose der Aphrodite, dem Eros und dem Dionysos, Gott des Weines und der Freude, zu. Weiterhin beschreibt eine antike Sage die Rose als „Überbleibsel der Morgenröte auf Erden“ oder „entstanden aus dem Blut des Adonis“. Ihre rote Farbe wurde nämlich auch immer mit Blut assoziiert, ihre Dornen mit Schmerz, ihre verwelkenden Blätter der Vergänglichkeit und dem Tod. Letzteres war bei den Römern und Germanen gleichermaßen ausgeprägt; der dies rosae war eine Art Totengedenken, die Opferplätze und Grabstätten der Germanen wurden mit Rosen bepflanzt.

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Die weiße Rose hingegen war ein Symbol der Verschwiegenheit und findet sich seit dem Mittelalter als Schnitzerei auf so manchem Beichtstuhl. Überhaupt nutzte auch das Christentum eine ausgeprägte Rosensymbolik: ein aus dem Tod erblühendes ewiges Leben, der Vergleich Marias mit der dornenlosen Rose, der Rosenkranz und nicht zu vergessen die goldene Rose, ein Christussymbol, das die Farbe Gold und die Dornen vereint – die Auferstehung und die Passion Christi. An jedem vierten Fastensonntag, dem „Rosensonntag“ verleiht der Papst eine goldene Rose. Auch der Islam aus dem persisch-arabischen Raum sieht in der Rose ein heiliges Symbol, eine Verkörperung der Schöpfung und des Göttlichen.

Im Mittelalter waren es in Europa zunächst die Klöster, die die Rose in ihren Gärten anbauten. Auch bei Karl dem Großem fand sie als Heilpflanze Verwendung. Ab dem 11. Jahrhundert kamen die Gartenrosen aus dem Orient über die Handelswege und Kreuzzüge hinzu, die sich dann über Europa verteilten. Ihre Beliebtheit und Bedeutung lässt sich auch an den vielen Emblemen auf Bannern, Münzen und Wappen jener Zeit ablesen. Die berühmten Rosenkriege haben beispielsweise ihren Namen aus dem jahrzehntelangen Konflikt der englischen Adelshäuser Lancaster und York, die jeweils eine Rose in ihren Wappen trugen. Nach deren Aussöhnung wurde die Rose in England zur Nationalblume erhoben.

Als immer mehr seefahrende Nationen neue Zierrosen mit neuen Eigenschaften aus dem fernen Osten mitbrachten – 1580 wurde etwa eine gelbblühende Rose aus Kleinasien eingeführt, bis dahin hatte es nur weiße, rosa oder rote Rosen gegeben – erwachte spätestens in der Renaissance so etwas wie eine eigene europäische Gartenkultur, die durch eigene Züchtung neue Kulturrosen hervorbrachten, die dann im 17. und 18. Jahrhundert immer mehr Einzug in die Gärten der Städte hielten. Eingangs waren diese Züchtungen eher noch zufällige Produkte: Man steckte zwei voll blühende Rosen in einen Topf und hoffte, dass die daraus entstehenden Sämlinge die Eigenheiten beider „Elternteile“ vereinen würden. Doch insbesondere in Frankreich folgte man zu Beginn des 19. Jahrhunderts erstmals gezielten Züchtungsmethoden.

Farben, Düfte, Zeichnungen, Formen – es sind seitdem unzählige Varianten gezüchtet worden, die auch durch immer neue Kreuzungen mit Rosensorten aus dem fernen Osten entstanden sind: Ende des 19. Jahrhunderts waren es importierte ostasiatische Wildrosen, die die Zucht von Kletterrosen ermöglichten. Und als Anfang des 20. Jahrhunderts die Mendelschen Regeln zum Vererbungsvorgang wiederentdeckt und von Botanikern angewendet wurden, gab das der Rosenzüchtung einen weiteren Schub und immer neue Möglichkeiten, der Königin der Blumen weitere Facetten anzueignen.

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Das Rosenfenster des Straßburger Münsters ist mit 13,6 Metern Durchmesser eines der größten Europas

 

 

Und so dauert die Faszination an diesem beeindruckenden Gewächs bis heute an: Die Zierpflanze erfreut uns in Gärten und in Vasen, ihr Öl ist Grundlage in der Parfümindustrie und das dabei anfallende Rosenwasser findet Verwendung in der Herstellung von Marzipan. Auch als Heilpflanze tritt die Rose immer noch in Erscheinung, indem ihre Frucht, die Hagebutte, gegen Erkältung, Darmerkrankungen, Rheuma und viele weitere Beschwerden eingesetzt wird. Ihr Duft ist wichtiger Bestandteil der Aromatherapie, ihre Blüten, Blätter und Wurzeln werden in der asiatischen Medizin getrocknet und in verschiedenen Behandlungen verwendet.

Die Rose hat eindeutig Geschichte. Erscheinung, Wirkung und Mythos – dieses Zusammenspiel macht sie zu einem königlichen Dauerbrenner unter den Blumen, der Menschen seit Jahrtausenden fasziniert und glücklich macht. Schließlich ist eine Rose eine Rose eine Rose.

 

TEXT: Christian Dang-anh

Fotos: Dean Wiles