Vergessene Architektur in der Euregio

Wahrscheinlich fahren oder gehen auch Sie beinahe täglich an solchen Gebäuden oder ganzen Komplexen entlang, ohne dass sie noch ihre Aufmerksamkeit erregen. Zu lange schon währt dieser Zustand, an dessen Bild man sich gewöhnt hat. Aber irgendwann hat es angefangen, der Auszug, der Stillstand, die Verwahrlosung, der Verfall. Und irgendwann ist der Anblick dann zur Gewohnheit geworden. Man nimmt gar nicht mehr wahr, dass inzwischen fehlende Glasscheiben durch Folie oder gar Holzlatten ersetzt wurden. Daher kommt uns auch gar nicht in den Sinn, nach dem Grund dieses Zustandes zu fragen. Streitigkeiten der Erben, fehlende finanzielle Mittel zur Instandsetzung oder gar Kalkül der Besitzer? Auch wir können diese Fragen nicht beantworten, und dies ist auch nicht die Intention dieser Fotoreportage.

 

In der Rubrik VOR-HER-NACH berichten wir eigentlich über gelungene Umbauten, Neunutzungen oder sonstige positive Veränderungen nach baulichen Maßnahmen. Dieses Mal beschränken wir uns aber allein auf das VOR-HER, jedoch in der Hoffnung auf ein zukünftiges HER-NACH, da die gezeigten Beispiele aus der Region durchaus das Potenzial für architektonisch interessante Restaurierungen und Instandsetzungen haben. Während der Fotorecherche, die über einen längeren Zeitraum erfolgte, konnten diesbezüglich auch schon einige Bilddokumente gelöscht werden, da man sich inzwischen ihrer Renovierung angenommen hatte, gleichsam wie durch einen Foto-Weckruf. Andere wiederum sehen aktuell noch desaströser aus als zum Zeitpunkt der Aufnahme. Es geht bei dieser Foto-Reportage nicht um die jeweiligen Standorte oder Eigentümer, sondern ganz allein um die Trostlosigkeit des Anblicks, ungeachtet des zum Teil stolzen architektonischen Auftritts, dem fast etwas Trotziges innewohnt. Daher verzichten wir auch auf erläuternde Textbeiträge und lassen die Fotos für sich sprechen.

 

Text: Rainer Güntermann

Fotos: Rainer Güntermann