BLICK-FANG SICHTSCHUTZ UND RAUMTEILER IM GARTEN

Gartenthemen im Winter erschöpfen sich meistens in anrührenden Fotos von angefrosteten Restblüten, von infolge einer kalten Nacht gezuckertem Laub und von unberührten Rauhreif-Wiesen. Aber gerade jetzt, wo kahle Äste, Zweige und Hecken die tief stehende Sonne, aber auch jeden fremden Blick durchlassen, ist es eine gute Möglichkeit, sich unter realen Bedingungen dem Thema Sichtschutz zu widmen. Dieser kann überall gewünscht oder sogar nötig sein, nicht nur vor dem Haus, sondern auch rückwärtig an der Terrasse, an der Grenze zu den Nachbarn oder auch auf dem Balkon.

Einfriedungen von Gärten werden schon seit Jahrhunderten benutzt, um das eigene Gut abzugrenzen. Dabei ging es früher mehr um das Fernhalten von ungebetenen Raubtieren, weswegen die sehr stacheligen Weißdornhecken zunehmend kultiviert wurden. Für einfache Abgrenzungen von eigenen Tierherden reichten oft natürliche Weidenhecken, die zudem durch einfaches Einstecken von jungen Ruten in die Erde relativ schnell überall neu gesetzt werden konnten. Durch ihre Biegsamkeit konnte schon vor einer dichten Belaubung ein undurchdringliches Flechtwerk entstehen. Heute geht es mehr um das Abwehren von fremden Blicken. Es kann aber durchaus sinnvoll sein, auch unsere eigenen Blicke zu lenken und zu leiten, um nicht ständig auf unliebsame Anblicke in der Nachbarschaft gucken zu müssen. Vor jeder Materialauswahl oder Größenfestlegung sollte man sich genau über etwaige Bauvorschriften oder Gestaltungssatzungen der jeweiligen Kommune oder Gemeinde informieren, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Die natürlichste Variante von Sichtschutzanlagen ist selbstredend die Hecke in all ihren Varianten. Aber sie braucht nicht nur am Anfang Geduld, bis sie ihre Zweckbestimmung ausreichend erfüllen kann, sondern auf Dauer auch permanente Pflege, um nicht zu verwildern oder krank und somit stellenweise kahl zu werden. Zudem benötigt sie als niedrige Variante bereits eine Tiefe von mindestens 40 bis 50 Zentimetern. Je höher die Hecke sein soll, um mehr sollte man einplanen, zumal sie im Querschnitt konisch geschnitten werden muss, das heißt von oben schmal nach unten immer breiter, damit sie auch unten genügend Licht für dichten Blattwuchs abbekommt.

Ansonsten sind der Fantasie des Heckschneiders keine Grenzen gesetzt: Wolkenähnliche Gebilde aus ehemals enger als üblich gepflanzten Buchskugeln, ein wellengleicher, aber messerscharfer Abschluss bei Eibenhecken oder durch pfeilerartige Vorsprünge erreichte Nischen in einer Buchenhecke. Bei letzterer ist die Wirkung als Sichtschutz auch im Winter aber nur gegeben, wenn man sich für die Rot- oder Blutbuche entscheidet, deren Laub zwar eintrocknet, aber bis zum Austrieb der neuen Knospen im Frühjahr am Zweig bleibt. Die Setzlinge der Weißbuche werfen all ihre Blätter im Herbst ab und sind über den Winter kahl, sie sorgt dafür in der dunklen Jahreszeit aber auch für mehr Helligkeit. Buchs und Eibe sind immergrün, haben aber auch ihre Tücken. Die Eibe ist giftig, nicht nur die roten Beeren, sondern auch die Nadeln. Daher ist bei kleinen Kindern Vorsicht geboten. Der Buchs wird in jüngster Zeit immer öfter vom sogenannten Zünsler befallen und kann in diesem Falle nur noch gut verpackt im Hausmüll entsorgt werden.

Hat er sich einmal festgesetzt, ist auch die Nachbarschaft links und rechts nicht mehr sicher, und es entstehen oft flächendeckende Kahlschläge. Natürlich, wenn auch nicht mehr „lebendig“, sind Bambusstäbe. Es gibt sie mit bis zu 10 Zentimetern Durchmesser mit erstaunlicher statischer Robustheit. Damit nicht nach einigen Jahren der in der Erde befindliche Teil eines Stabes verrottet, kann man ihn –weil hohl- auch auf Holzpflöcke spießen, die schneller und kostengünstiger ausgetauscht werden können. Dünne Bambusstäbe können zu Matten geflochten werden und horizontal oder vertikal verarbeitet werden. Eine andere Variante ist das massenweise Einsetzen von gleichlangen Stangen in flache Gefäße mit frostfestem Estrich. Sie kämmen den Wind und lassen Zweige von Nachbarpflanzen hindurch. Zudem verändert sich die Perspektive mit jedem Schritt. Durch Platzierung von lebenden Bambuspflanzen in festen Kübeln, die in die Erde eingelassen werden, um die Wurzelausbreitung zu verhindern, erreicht man schnell eine asiatische Atmosphäre. Eine dritte Variante aus der Natur ist der Baustoff Holz. Lassen wir die zahlreichen Zaun-, Gitter- und Paneel-Varianten einmal außer Acht und kümmern uns um optisch ausgefallene Ausführungen. Ob man Holz in Form von Latten oder Stäben horizontal oder vertikal verarbeitet, stets sollte man die erwünschte Zielwirkung im Blick haben. Ein niedriger Raumteiler wirkt mit vertikaler Verkleidung oft stumphaft, während eine horizontale Anbringung die Wand streckt. Bei hohen Ausführungen kann man einer Monotonie vorbeugen, indem man verschiedene Breiten von Brettern und Latten verwendet. Wichtig ist eine in Struktur und Farbgebung homogene Außenfläche. Es sei denn, man spielt bewusst mit einer bewegten Oberfläche, indem man Platten aus Baumlängsschnitten horizontal mit einer gleichstarken Fuge schichtet. Die äußeren Rindenkanten lassen die Wand wellenförmig rhythmisieren. Mit vertikal auf Lücke gesetzten, tiefen Bohlen dagegen lassen sich luftige Sichtschutzwände erstellen, die dem Passanten immer nur bei exakt frontaler Betrachtung den vollen Blick für kurze Zeit freigeben. Das Thema Gabione ist in der letzten Zeit durch Billigvarianten ein wenig in Verruf geraten. Doch es gibt Variationen bezüglich des Befüllens, die sich wohlwollend von der Masse abheben. Statt der allseits verwendeten polygonalen Steinbefüllung wirkt die Bestückung mit rechtwinkligen, geradkantigen Steinen auf die Augen eher beruhigend. Selbst der sogenannte Holländische Verbund –ein Ziegel quer, der nächste längs- oder der Wechsel von quer und längs gesetzten Ziegel pro Lage lassen die Wände abwechslungsreich, aber ruhig erscheinen. Noch ausgefallener ist das Auskleiden der sichtbaren Gabionenflächen mit festem Plattenmaterial wie zum Beispiel dem wetterfesten Kunststoff Trespa, den es in allen RAL-Tönen zu bestellen gibt. Die Füllung kann in diesem Falle aus jedweden Steinresten bestehen, da sie nur aussteifend, aber unsichtbar ist. Bei der Variante mit ausreichend dicken Glasplatten und einer Bodenplatte kann die Befüllung sehr kleinteilig und dementsprechend individuell gemischt sein. Ob als einzelne Gabionenfelder, in horizontalen oder vertikalen Bahnen oder als Komplettwand gesetzt, erzielen Sie auf jeden Fall einen wahren Hin-, aber nicht Hindurch-Gucker. Stahl als Material im Garten wird derzeit immer beliebter. Daher erlebt auch die in den 1970er Jahren schon einmal bei Fassaden oft verwendete Ausführung als vorpatinierter Corten-Stahl ihre Wiederentdeckung. Da das Plattenmaterial bei entsprechender Bodenverankerung sehr schmal sein kann, ist sein Einsatzbereich sehr vielfältig.

Bei flächenbündiger Verarbeitung können die jeweiligen Anschlussfugen fantasiereich gestaltet werden: als schmale oder breite Lücke, mit einem Pfosten aus kontrastierendem Holz, durch kleine, gemauerte Pfeiler oder auch mit gerahmten Loch- oder Wellblechen. Ist genügend Tiefe für die zu setzende Wand vorhanden, können die Stahlplatten auch schräg versetzt angeordnet werden, sodass Licht, Luft und gegebenenfalls auch Pflanzen seitlich hindurch können, sie bei frontaler Sicht jedoch als geschlossen erscheinen. Massive Wände als Abgrenzung bieten durch ihre freie Formgebung die individuellsten Lösungen. Aber Vorsicht: Hier ist ein ausreichend dimensioniertes Fundament unabdingbar, genau so wie eine vorangehende Einholung von eventuellen gesetzlich notwendigen Genehmigungen. Mit Kalksandsteinen lassen sich Rundungen, reliefartige Faltungen, aber auch gezielte Lochaussparungen relativ einfach als Grundgerüst erstellen. Der Verputz kann beliebig farbig gestaltet werden, sei es durch einen gleichmäßigen Anstrich, lebendig wirkendes Schlämmen oder direkte Farbbeimischungen. Ein wetterfester Anstrich kann bei wechselnden Geschmäckern auch mal schnell durch eine andere Farbe ersetzt werden, sollte aber immer im Bezug zum Haus und der Einrichtung stehen, um nicht als optisch störender Fremdkörper wahrgenommen zu werden. Gemauerte Wände sind auch sinnvoll, wenn man die Funktion des Sichtschutzes mit der einer Feuerstelle und/oder eines Wasserspiels ergänzen möchte, wenn eine Sitzgelegenheit integriert oder eventuell ein Höhenversprung mit einer Stufenanlage dazu kombinieren werden soll. Die zweite Ausführung einer massiven Wand stellt der Werkstoff Beton dar. Hier kommt es maßgeblich auf die Schalung an, welche Wirkung am Ende erzielt werden soll. Bei sehr glatter, homogener Oberfläche ist es ratsam, Fugen und Armierungspunkte exakt zu planen. Anders bei amorphen Schalungsplatten. Für den Außenbereich sehr wirkungsvoll ist Einschalung mit sogenannten Rindenschnitten. Diese werden vertikal mit der Schnittseite dicht an dicht auf die Schalungsplatten befestigt, sodass beim Ausschalen die Oberfläche antiken Säulen ähnliche Kanneluren aufweist, jedoch mit sichtbarer Rindenmaserung und Astschnitten. Durch die raue Oberfläche bildet sich relativ schnell eine natürliche Bemoosung, die den Beton quasi der Natur zurückgibt. Eine andere Möglichkeit ist die des Stampfbetons. Hier wird in mehreren Arbeitsgängen unterschiedlich angerührter Beton, eventuell auch eingefärbt, in die Schalung eingebracht und bewusst unregelmäßig verdichtet. Beim Ausschalen entsteht eine homogene Oberfläche, jedoch mit lebendiger Optik durch die unterschiedlichen Schichtlagen. Für kleine Lösungen, die zugleich oder vornehmlich dekorativen Charakter haben, eignen sich auch Flächenleuchten, zumeist auf Wandfüßen. Hierfür ist aber gegebenenfalls ein Elektroanschluss im Boden einzuplanen. Das gleiche gilt für freistehende Flächenbrunnen mit Auffangbecken, die zumeist ebenfalls illuminiert sind. Wer weder die Zeit hat, auf einen dichten Heckenbewuchs zu warten, den Sichtschutz lokal variabel halten möchte, keinerlei Baumaßnahmen in Kauf nehmen oder nur minimalen Platz opfern möchte, für den gibt es auch eine Lösung: Kästen in verschiedenen Breiten, mit geringer Tiefe und unterschiedlichen Höhen. Sie sind bereits bestückt mit Buche, Efeu oder anderen rankfreudigen und dicht wachsenden Pflanzen, welche über ein integriertes Spalier hochgezogen und entsprechend geschnitten wurden. In Verbindung mit dem rasend schnell verlegten Rollrasen hat man hier in kürzester Zeit aus einer braunen Brache einen geschützten Garten gemacht.

TEXT: Rainer Güntermann

Fotos: Marianne Majerus | „Sichtschutz und Raumteiler“| www.bjvv.de,
Jürgen Becker | „Sichtschutz und Raumteiler“| www.bjvv.de,
Marion Brenner | „Sichtschutz und Raumteiler“| www.bjvv.de,
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