Der Heimwerker

Der Heimwerker

Der Heimwerker

Die Nächte werden nun wieder länger, oder andersherum gesagt: Die Abende werden wieder kürzer, das mögliche Zeitfenster für hauptberuflich nicht vollends ausgelastete Heimwerker schließt langsam wieder seine Flügel bezüglich noch zu erledigender Außenarbeiten. Die mit Hilfe eines gemieteten Groß-Abraum-Baggers ausgehobene Grube in Tiefe der Haushöhe und von Grundstücksgrenze bis Terrasse reichend muss noch vor Wintereinbruch zumindest mit Folie ausgekleidet werden, andernfalls müssten vor den ersten Herbst-Monsunen noch entsprechende Spundwände ins Erdreich gerammt werden, damit zumindest das Haupthaus (ohne die zahlreichen Anbauten der letzten Sommer-Heimwerker-Saisons) an Ort und Stelle verbleibt und nicht in Richtung geplantem Teichmittelpunkt geschwemmt wird.

Diese archaische Zusatzarbeit hätte noch den weiteren Vorteil, einmal mehr eine veritable Profi-Baumaschine ausleihen zu können, mit der man den Nachbarn endlich den nötigen Respekt einflößen könnte. Die bereits jetzt nach einem einzigen Sommergewitter abgesackte Terrasse überwintert derweil mit umspanntem Flatterband in Signalfarbe und kann dann in der nächsten Außenarbeits-Periode grundlegend in Angriff genommen werden. Noch nicht fertiggestellte Dachöffnungen mit dem großen Endziel Dach-Terrasse, -Gaube, -Anhebung, -Austritt, oder –Sonstiges sollten nun ebenfalls mit Folien abgedeckt werden, wobei man diese farblich auf die noch vorhandene Dacheindeckung abstimmen sollte, um das örtliche Bauordnungsamt nicht mit zusätzlicher Arbeit zu belasten.

Begonnene weitere Gartenhäuser können auch bei frühzeitig einsetzender Abenddämmerung noch in Ruhe fertiggestellt werden, indem die Außenbaustelle vierseitig mit Flutlicht schatten­- wurf­frei ausgeleuchtet wird. Entsprechende Strahler mit Teleskopmasten inklusive Spannseilen gibt es im gutsortierten Vermietungsfachhandel aus­zuleihen.

Bislang im Nichts endende mäandernde Rundflanierwege durch den übersichtlichen Garten und der bis dato nur einer Mondsichel ähnelnde Bobbycar-Kreisverkehr im noch überschaubereren Vorgarten mit geplanter Trauerbirken- Mittelinsel können sich noch gedulden – der Weg ist das Ziel.

Beim letzten Eigenschrankbau fehlerhaft, weil seitenverkehrt durchbohrte Türen oder Seitenteile finden hier eine neue Zweckbestimmung: Wahrhaft locker überlappend gelegt mit beim Hausrohbau –na ja- heimlich abgezweigten Schalbrettern überstehen sie mindestens eine Frostperiode und erfreuen wegen ihres geräuschintensiven Begehens nicht nur die eigenen Kinder. Ist dies alles erledigt, kann sich der Heimwerkler wieder den Herausforderungen des rudimentären Hausinneren stellen. Gut – die dafür benötigten Maschinen vom Verleiher fallen nicht mehr ganz so imposant aus wie im Außenbereich, dies kann aber wettgemacht werden durch Dezibelhöhe, Staubintensität oder Vibrationsamplituden auf der Richter-Skala. Schließlich waren ja bei Beginn der Outdoor-Homework-Season noch nicht alle Indoor-Challenges beendet worden: Das Duschen im Bidet soll nun endlich ein Ende haben durch den nochmals zu erneuernden Bodenbelag in der begehbaren Dusche – diesmal mit Neigung zum Abflussrost, und die Campingkochplatten können wieder in den Caravan geräumt werden, da nun endlich die Kücheninsel in Größe eines Ehebettes unserer Großeltern zuende gemauert werden soll – mit Ceran-, Gas- und Induktionsflächen, Doppelspüle (der nötige Abfluss kann später in den Herbstferien vom Keller aus mittels Kernbohrung –tolle Maschine!) nachgeholt werden, und Abfallschacht (Geruchsverschluss folgt dann in den Weihnachtsferien, schließlich sind im Winter ja nicht so viele Fruchtfliegen unterwegs).

Apropos Caravan: Die letztes Frühjahr einbetonierten Carport-Stützen können zur Weihnachtszeit sehr atmosphärisch mit bunten Lichtschläuchen illuminiert…..

Text: Rainer Güntermann

Foto: Aka | pixelio.de