FRÜHLINGSERWACHEN AN DER WAND

farbige Wände und Esstisch

FRÜHLINGSERWACHEN AN DER WAND

Es darf wieder frisch werden

Im Frühling erwacht alles wieder zum Leben – es grünt und blüht, wo man nur hinsieht. Ein guter Anlass, auch innen wieder für etwas Frische zu sorgen. Farben und andere Wandoberflächen sorgen jetzt für Frühlingsgefühle.

Eine Zimmerwand kann mehr als nur weiß. Ob großflächig farbig oder mit Akzenten, ob mit Struktur oder feiner Tapete – auch an der Wand kann man kreativ werden. Was zu welchem Raum passt, liegt oft im Auge des Betrachters und kann von Wohnraum zu Wohnraum unterschiedlich sein. Ein paar Tipps und Ideen helfen aber vielleicht dabei, sich zwischen Lehmputz und Farbkreis, zwischen Papier und Vlies zurecht zu finden. Zuallererst sind natürlich die Farben selbst entscheidend dafür, wie ein Raum wirkt. Mit Wandfarben lassen sich schnell und flexibel stimmungsvolle Umgebungen erschaffen. Ungeachtet der Regeln der Farblehre sollte hier auf den persönlichen Geschmack gehört werden. Starre Vorgaben engen die Möglichkeiten nur ein, es gibt aber ein paar Faustregeln, nach denen man sich richten kann: Helle Farben weiten einen Raum, Farbabstufungen gestalten einen hohen Raum kompakter. Dunkle Farben beruhigen den Raum, während Rottöne anregend bis unruhig wirken können. Mit Wandfarben lassen sich also mögliche architektonische Defizite kaschieren und Vorzüge betonen.

farbige Wand mit Regal und Tisch

Angenehm für unser Empfinden ist eine Farbgestaltung, die von unten nach oben heller wird. So lässt sich das Zusammenspiel von Bodenbelag über Möbel bis zur Deckenfarbe ideal gestalten. Allerdings sollte man dabei lieber weniger Farbe auswählen und lieber mit Schattierungen arbeiten, um den Raum nicht zu überladen. Wenn man sich vor dem Streichen bewusst macht, welche Stimmung in welchem Zimmer hervorgerufen werden soll, kann das die Farbwahl erleichtern. Rot und Orange vermitteln leuchtende Wärme und eignen sich damit für Zimmer, die nur wenig Lichteinfall haben. Bei hohem Lichteinfall können kältere Töne wie Türkis oder Blau das helle Licht dämpfen. So sind Blautöne in all ihren Abstufungen sehr beruhigend und eignen sich damit für Schlaf- und Kinderzimmer. Mit Abstufungen zu arbeiten empfiehlt sich auch und gerade für kleinere Räume: Schattierungen der selben Farbe in einem Zimmer lassen die Konturen des Raumes verschwimmen und machen ihn weiter. Das gFarbabstufungen an der Wandilt gerade für Weißabstufungen, die den Blick des Betrachters in die Weite führen. Wartet der Raum mit Auffälligkeiten wie Stuck, Zierleisten oder außergewöhnlichen Möbeln auf, lassen diese sich gut mit hellen und neutralen Farben umgeben. Aber auch dunkle Farben sind effektiv, sie wirken dramatisch und anziehend – mit ihnen lassen sich Highlights und Akzente gestalten, die die Architektur nicht hergibt.

Trotzdem: Ob man nun harmonische Farben kombiniert, die auf dem traditionellen Farbkreis nebeneinander liegen, Komplementärfarbenkontraste, die sich im Farbkreis gegenüber liegen oder tonwertorientierte Farben wählt, also die verschiedenen Töne einer Farbe – wenn man sich in den Räumen wohlfühlt, hat man beim Streichen alles richtig gemacht. Das Streichen selbst sollte ebenso ernst genommen werden wie die sorgfältige Farbwahl. Schließlich soll die Farbe gleichmäßig und sauber aufgetragen werden, damit man auch lange davon hat. Voraussetzung ist hier die richtige Ausrüstung, von der ausreichend hohen Leiter über die Pinsel und Rollen in unterschiedlichen Größen bis hin zur Plastikfolie zum Abdecken des Bodens. Für die Rollen können zudem Teleskopstangen hilfreich sein, wenn es beispielsweise um das Streichen der Zimmerdecke geht. Mit den Pinseln lassen sich Ecken und Kanten vorbereiten, an die man mit den Rollen nicht ausreichend heranreicht.

Die wohl am häufigsten verwendete Farbsorte in den eigenen vier Wänden ist die Dispersionsfarbe. Denn diese Mischung aus Binde-, Löse- und Farbmitteln ist erschwinglich und einfach zu verarbeiten. Sie lässt sich leicht abwischen, wenn sie versehentlich über die Kante geraten ist – zumindest solange sie noch feucht ist. Mit Dispersionsfarben lassen sich zudem durch den Zusatz von Wasser ganz einfach Schattierungen mischen. Sind sie erst einmal getrocknet, sind sie wasserfest. Je teurer eine Wandfarbe ist, desto höher die Qualität, da eine größere Menge Farbpigmente verarbeitet wurde, die sich positiv auf die Deckkraft auswirkt. Eine weitere Sorte stellt die Latexfarbe dar, die heutzutage nicht mehr mit Kautschuk, sondern Kunstharz versetzt wird. Das verschafft ihr eine hohe Viskosität und eine größere Deckkraft als Dispersionsfarbe. Daher eignet sie sich besonders gut für Räume, in denen eine hohe Feuchtigkeit herrscht, also etwa für Küche oder Bad.

beige Töne Wohnzimmer

Im nächsten Schritt sollte der Untergrund überprüft werden, der gestrichen werden soll. Wird über einen alten Anstrich gestrichen, sollte dieser fest, trocken und sauber sein. Bröselt er ab, sollte er zunächst vollständig abgeklopft werden. Eine Grundierung sollte verwendet werden, wenn an der Handinnenfläche Abrieb zurückbleibt, nachdem man mit der Hand über den Untergrund gefahren ist. Und natürlich sollten Risse und Löcher zugespachtelt werden.

Nachdem Boden und Möbel mit Plastikfolie abgedeckt wurden und Rahmen, Leisten und Steckdosen mit Malerkrepp abgeklebt sind, geht es ans Vorbereiten der Farbe. Denn die Farbpigmente setzen sich meist auf dem Boden ab und müssen durch Rühren gleichmäßig verteilt werden. Farbrolle oder Pinsel nehmen mit Wasser leicht angefeuchtet die Farbe gleichmäßig auf und geben sie ebenso gleichmäßig an die Wand ab. Wichtig ist hier auch das Abstreifgitter, auch um allzu großes Kleckern mit der Farbe zu verhindern.

Um Streifen zu verhindern, empfiehlt sich das Fahren mit der Farbrolle von unten nach oben und in zwei bis drei Bahnen nebeneinander, gefolgt von Bahnen im Kreuzgang über die senkrechten Bahnen und schließlich noch einmal in der Senkrechten. Streifen bilden sich auch, wenn im gestrichenen Raum die Heizung eingeschaltet ist und die Farbe damit zu schnell trocknet.

Frühlingsfrische Farbveränderungen lassen sich auch mit anderen Wandoberflächen erreichen. Tapeten in all ihren Varianten oder auch Lehmputz bringen neben Farben und Mustern auch Texturen mit: grobe oder feine, subtile oder auffällige Oberflächen geben ihre ganz eigenen Erscheinungsbilder ab. Zumal sie teils natürlich und aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt sind und ohne den Zusatz von Chemikalien auskommen.

Lehmputze beispielsweise haben neben ihrer natürlichen optischen Wirkung auch raumklimatische Eigenschaften, die nicht zu verachten sind. Lehm nimmt der Raumluft die Feuchtigkeit und kann sie auch wieder abgeben. Dabei werden sogar Schadstoffe gefiltert. Farblich ist man dabei nicht ausschließlich an Erdtöne gebunden, da verschiedene Tonerden unterschiedliche Farbgebungen mit sich bringen. Lehmputz ist in den Farben Weiß und Grau erhältlich, aber auch in rotbraunen Tönen und Farben im grün-gelben Bereich. Lehmputze sind meist als Trockenmischung erhältlich, die mit Wasser angerührt und dann auf einen Lehmuntergrund, aber auch auf Gips- oder Kalkputz sowie auf Gips-Trockenbauplatten aufgetragen wird. Und genau dabei ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten: Glätter aus Materialien wie Filz, Holz oder Kunststoff ergeben Muster und Texturen im Putz, die Zugabe von Perlmutt oder farbigem Glas einen besonderen Glanz.

Lehmfarben sind ebenfalls frei von chemischen Lösungsmitteln und Harzen, Wachsen oder Ölen. Auch hier wird die Farbkraft durch Pigmentmischungen erzielt, auch hier können die enthaltenen Tonkristalle Gerüche und Schadstoffe aus der Luft aufnehmen und damit ein angenehmes und gesundes Raumklima schaffen. Einmal mit Wasser angerührt können Lehmfarben auf alle Untergründe, die trocken, sauber und fettfrei sind, gerollt, getupft und gepinselt werden.

dunkelblaue Wand mit BildernFarbig und gemustert, mit oder ohne Struktur – die Tapete erlebt ein Comeback. War zwischenzeitlich die weiße Raufaser das Maß aller Dinge, kann man sich nun wieder trauen, die Wände auch etwas extrovertierter zu bekleben. Hier ist alles möglich. Von der einfarbigen Tapete über ausgefallene Muster oder realistische Drucke. Aus Vlies und Papier lassen sich Gold- oder Ledermuster imitieren, ein verwischtes Strickmuster kommt wie ein Stoffüberzug daher. Bedruckte Tapete zaubert Stuck- oder Reliefelemente an die Wand, schwarz-weiß-Motive oder orientalische Exotik. Mit Vinyltapeten klebt man sich Holzpaneele auf die eigenen vier Wände – Tapezieren ist einfacher als Hämmern. Wichtig auch bei dieser Wandverschönerung ist die Vorbereitung. Ein Mindestmaß an Ausrüstung von Tapeziertisch, Leimquaste und Tapetenmesser bis zu Leiter und Bürste sollte vorhanden sein. Der Untergrund sollte auch hier sauber und fettfrei sein, damit der Tapetenkleber die Tapete auch hält. Nachdem die Länge der Bahn abgemessen ist und die Tapetenbahnen mit fünf bis zehn Zentimetern Zugabe zugeschnitten sind, werden sie nicht zu knapp eingekleistert. Nun müssen die Bahnen erstmal weichen. Wenn sie dann nach 10 bis 15 Minuten an die Wand geklebt werden, sollte das vom Fenster weg, also immer mit dem Lichteinfall geschehen – eventuelle Überlappungen im Bereich der Nähte sind dadurch nicht so deutlich sichtbar.

Bei Vliestapete gestaltet sich das Anbringen sogar noch etwas einfacher: In der Regel kommt der spezielle Kleber für diese Tapetenart direkt auch die Wand. Und darauf sofort die Vliestapete, die man auch über Risse kleben kann und die für Feuchträume wie etwa Badezimmer geeignet ist. Allerdings sollte auch hier der Untergrund zuvor sauber und trocken sein.

Grundsätzlich sollte beim Tapezieren auf Zug- und Heizungsluft verzichtet werden – trocknet die Tapete zu schnell, kann sie sich zusammenziehen und so Spalten an den Nähten bilden. Wenn die Weichzeit nicht eingehalten wird, kann es zudem sein, dass die Tapete an der Wand noch nachweicht und sich ausdehnt. Dadurch können Falten in der Tapete entstehen.

Egal welcher Farb- oder Texturtyp Sie sind, ein Frühlingserwachen an der Wand bekommen Sie auf viele verschiedene Arten hin. Was an welche Wand passt, entscheiden letztlich Sie – einfach trauen und kreativ sein!

TEXT: Christian Dang-anh

FOTOS: DULUX | Akzo Nobel