VOR-HER-NACH
Harmonisch & Spannungsvoll

Dentallabor – das klingt nach Medizin, technischer Umgebung und steriler Atmosphäre. Das es auch anders geht, zeigt uns ein Vertreter dieser Branche in Eilendorf. In einem herrschaftlichen Haus wurden die Räumlichkeiten fachmännisch restauriert, technisch auf den aktuellsten Stand gebracht und gleichzeitig harmonisch und spannungsvoll mit der neuen Nutzung in Einklang gebracht. Dass dabei nicht nur medizinisch-steriles Weiß vorherrschen muss, zeigen die Bilder unserer Visite.

Treppenhaus mit Terrazzofußboden und mit stuckrahmen verzierten Wandflächen

Unübersehbar sticht die in einem satten Rot gehaltene Fassade des Gründerzeitbaus in der Eilendorfer Severinstraße schon von weitem ins Auge. Einige goldene Stuckakzente und das silbergraue Sockelgeschoss veredeln das Gesamtbild des fünfachsigen Hauses. Bis 2013 noch im ehemaligen Ladenlokal des Erdgeschosses untergebracht, packten die beiden Dentallabor-Partner Thomas Delheid und Andreas Frommhold die Gelegenheit beim Schopfe, das gesamte Haus zu kaufen und somit die nutzbare Fläche erheblich zu vergrößern. Nun betritt man die Geschäftsräume durch den ehemaligen Hauseingang und ist erst einmal überrascht, dass keinerlei erwartete Sterilität sichtbar ist. Ganz im Gegenteil: Alles Vorhandene wurde beibehalten, nichts einer Pflegeleichtigkeit oder Bequemlichkeit geopfert. So empfängt einen der mit Mosaik-Intarsien verzierte Terrazzofußboden im Treppenhaus mit einem lateinischen SALVE, die mit Stuckrahmen gegliederten Wandflächen des Entrées sind in ihrer Originalfarbigkeit belassen worden, und Deckenleuchten wurden bewusst aus der Bauepoche komplettiert, da auch die Raumaufteilung mit entsprechenden Stuckdecken und –Rosetten beibehalten wurde.


In den bis auf besagtes Treppenhaus einheitlich weiß gestrichenen Räumen mit ihrer modernsten Möblierung und mittels Wandleuchten aktuellster Technik stellen die antiken Deckenleuchten somit jenen Bruch dar, der nötig ist, um keine „moderne Langeweile“ aufkommen zu lassen. Bei den Umbauarbeiten wurde zudem auf einer Wand ein vom damaligen Stuckateur gemaltes Selbstbildnis in Form eines ovalen Medaillons entdeckt und freigelegt.
Das ehemalige Ladenlokal wurde zum Garten hin erweitert und beherbergt jetzt ausschließlich die eigentlichen Laborräume für die 14 festen Mitarbeiter(innen) und Behandlungszimmer der Patienten in Form von gläsernen Zellen. Herzstück ist der Raum mit den Hightech-Anlagen der neuesten Generation wie 3-Shape-Scanner, der die ungeliebten Abdrücke überflüssig macht, und Lasercomputer, die den Zahnersatz aus allen benötigten Materialien passgenau digital fräsen. Hier ist der Spannungsbogen zwischen alter Architektur und neuen Benutzern am größten und die an die beiden Nachnamen angelehnte Firmierung „Dentale Faszination“ nachvollziehbar.
Ein weiteres Highlight ist der Schulungsraum im komplett neu ausgebauten Dachgeschoss. Zusammen mit den Nebenräumen für die benötigte Infrastruktur, wie zum Beispiel eine Catering-Küche, ist diese abgeschlossene Einheit auch ideal für Seminare, Vorträge, Lesungen oder Empfänge und überdies auch allgemein anzumieten.
Bleibt unterm Strich zu vermerken, dass die implizierte Sterilität eines Labors nicht zwangsläufig zu einem ebensolchen Ambiente führen muss. Visuelle Spannung und optische Faszination entstehen oft erst durch gekonntes Zusammenführen konträrer Interieurs und das bewusste Akzentuieren mittels „Stil-Bruch“.

 

Text: Rainer Güntermann
Fotos: Holger Schupp