Kinderzimmer

Noch vor einem halben Jahrhundert war es durchaus Usus, dass sich zwei Geschwister ein Kinderzimmer teilten. Bei zwei Brüdern oder zwei Schwestern war auch das Reibungspotential bezüglich Farbgestaltung und Ausstattung eher gering. Außerdem benötigten Brettspiele, Taschenbücher, Kartenspiele und Legosteine nicht so viel Platzbedarf wie heutzutage Ritterburgen und Barbie-Schlösser, Piratenschiff und Plastikküche, Computer- und Fernsehbildschirm. Und nicht zu vergessen: Damals war das Kinderzimmer vornehmlich zum Schlafen und für Hausaufgaben da. Nur bei schlechtem Wetter hockte man auch zwischen Mittagessen und Abendbrot „auf’m Zimmer“ – und natürlich bei Stubenarrest.

 

 

Warum nicht ein gemeinsames Spielzimmer vorsehen?

Vielleicht hilft aber auch schon dieser Ansatz bei der Planung weiter. Warum nicht jeweils einen kleinen Schlaf- und Arbeitsraum für jedes Kind vorsehen und ein gemeinsames Spielzimmer, in dem auch mal alles liegen bleiben kann, damit es später weitergebaut, -gebastelt oder –gespielt werden kann. Das hat den weiteren Vorteil, dass bei den Hausaufgaben oder beim Lernen im Schlafraum keinerlei Ablenkung winkt. Dieses Spielzimmer muss auch nicht neben den Schlafräumen angesiedelt sein, weil unterschiedliche Lern- und Spielzeiten dann nicht durch den Geräuschpegel in Mitleidenschaft gezogen werden. Ist die räumliche Trennung von Schlafen/Lernen und Spielen/Hobby nicht möglich oder erwünscht, ist zu bedenken, dass die Farbgestaltung der Wände nicht auch noch in Konkurrenz zu den in der Mehrzahl
sehr bunten Spielsachen oder –geräten treten sollte. Ein einheitlicher, heller und freundlicher Farbton kann auch von den Möbeln aufgenommen werden, um dem kindlichen Auge genug visuelle Erholung zu gönnen. Während ein lichtes Grau-Blau die Jungen bis ins „hohe Kinderalter“ begleiten kann, ist ein Rosa-Pink nicht immer Teenie-kompatibel. Und natürlich gilt die wenn auch nicht unbedingt kreative Architekten-Weis(s)heit: „Weiß geht immer“.

 

3 Kisten Um der kindlichen Kreativität und dem ständigen Drang nach Veränderung genügend Spielraum zu lassen, kann man eine geeignete, weil nicht zumöblierte Wand oder ein entsprechendes Wandsegment für derlei gestalterische Aktivitäten reservieren. Im Kleinkindalter reicht schon ein Sockelstreifen, der mit glatter und heller Oberfläche nach intensiver Bemalung oder sonstiger Bearbeitung einfach wieder hell überstrichen oder –tapeziert wird für die nächsten künstlerischen Auslassungen des Kindes. Mit seinem Heranwachsen weitet sich dieser Bereich einfach immer weiter nach oben aus, bis er genügend Platz bietet für die nach wie vor beliebte Praxis des Komplett-Plakatierens mit Postern der jeweiligen Jugend-Idole.

 

Anbausystemen den Vorzug vor Niedlich-Süßem geben

Bezüglich der Möblierung ist Weitsichtigkeit gefragt. Um nicht ständig mit den wechselnden Bedürfnissen der Kinder die Möbel austauschen zu müssen, ist es ratsam, in Form und Farbe neutralen Ausbausystemen den Vorzug vor niedlich-süßen Einzelteilen zu geben. Durch in Höhe und Breite ergängungsfähige Zusatzelemente wachsen zum Beispiel Regale einfach mit. Selbst beim Thema Bett sind sehr flexible Modelle auf dem Markt, die sowohl die Liegehöhe wie auch die Matratzenlänge variieren lassen. Nicht wenige Gestelle sind später als Sitz- oder Liegesofa mit einer Kissensammlung nicht wiederzuerkennen und dienen als gemütlicher Rückzugsort außerhalb des Schlafbettes.

Schreibtische, die in Höhe und Neigung verstellbar sind, gehören schon lange zur selbstverständlichen Grundausstattung eines jeden Kinderzimmers. Nur beim dazugehörigen Stuhl wird nicht selten noch allein nach Aussehen und nicht nach Funktionalität geschaut. Gerade für die Heranwachsenden ist jedoch eine vernünftige Sitzhaltung unerlässlich hinsichtlich der Entwicklung einer stabilen und gesunden Wirbelsäule.Aber auch neuesten ergonomischen Erkenntnissen folgende Modelle gibt es „in schön“. Eine fachkundige Beratung im spezialisierten Einzelhandel ist hierbei hilfreich und daher auch geboten.

 

Kinderzimmer

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Beleuchtung nicht stiefmütterlich behandeln!

KinderzimmerStiefmütterlich behandelt wird oft auch der wichtige Aspekt der Beleuchtung. Ein mittiger Deckenanschluss wird allzu oft falsch genutzt. Eine Leuchte mit ausreichend dimensionierter Helligkeit ist unerlässlich für Putz- und Aufräumarbeiten. Für Atmosphäre und Gemütlichkeit hingegen können Zusatzleuchten sorgen, die bei Bedarf an entsprechender Stelle eingeschaltet werden können. Schreibtisch- und Nachttischleuchte wiederum müssen jeweils für ausreichendes Licht beim Lesen sorgen, wobei nicht nur die Position der Schreibtischleuchte sich nach Rechts- oder Linkshändigkeit des Kindes richtet, sondern im Idealfall auch die Lage des Fensters mit seinem natürlichen Tageslichteinfall zum Schreibtisch, damit die schreibende oder malende Hand das Blatt nicht verschattet. Abschließend bleibt anzumerken, dass die Kreativität der Kinder im Gegensatz zu der von Erwachsenen noch unbegrenzt, weil unvoreingenommen ist. Mögen einzelne Ideen zunächst abwegig oder nicht realisierbar erscheinen, so können sie dennoch wichtige und richtige Anstöße geben, denn Kinder saugen ihre Umwelt und ihre Eindrücke auf wie ein Schwamm. Dieser Ideen-Schwamm wird jedoch nur selten von den Eltern „ausgedrückt“ und in die Kinderzimmerplanung mit einbezogen. Wenn Ihnen also mal wieder die zündende Idee fehlt: Fragen Sie einfach mal Ihr Kind!

 

 

 

 

 

Text: RAINER Güntermann
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