ZEHN TIPPS für gutes Licht

Licht schafft Atmosphäre. Doch eine richtige Beleuchtung will gut geplant sein.

  • Nur relativ hohe Decken vertragen auch eine mittige Hängeleuchte, die unabhängig von der Möblierung den Raum großzügig ausleuchtet.
  • Wählen sie dimmbare Leuchten, damit sie von „Putzlicht“ auf „Wohlfühllicht“ umstellen können.
  • Zu viele eingelassene Deckenspots, die „ziellos“ nach unten leuchten, vermitteln oft den Eindruck eines Ausstellungsraumes, nicht eines Wohnzimmers.
  • Um ein nachträgliches Zuleitungschaos unter der Decke zu verhindern, hilft eine nur minimal abgehängte Decke mit Abstand zu den Wänden. Sehr wirkungsvoll: Eine farblich abgesetzte Hohlkehle zwischen Platte und Decke.
  • Mehrere gezielt auf Möbel, Bilder oder Gegenstände ausgerichtete Spots bringen positive Dramatik in die Lichtinszenierung.
  • Ein langer Esstisch sollte auch in der Länge und nicht nur in der Mitte ausgeleuchtet werden. Dabei sollte(n) die Leuchte(n) nicht zu hoch (Blendung) und nicht zu tief (Blickkontakt) hängen.
  • Wenn sie nicht zu willkürlich platziert und zu hell ausgestattet werden, sind Deckenfluter eine effektive Lösung für eine dezente Allgemeinbeleuchtung des Raumes.
  • Für alle Arbeitsbereiche gilt: Bei Rechtshändern kommt das Licht von links, bei Linkshändern von rechts.
  • Die Diele sollte bei erwartetem Besuch nicht stockdunkel sein, sondern mit gedämpftem Licht einladen, bei Begrüßung und Verabschiedung jedoch ruhig hell und freundlich.
  • Auch im Gäste-WC erleichtert eine schwache Grundbeleuchtung dem Gast die Orientierung.
Veröffentlicht unter Tipps

Lichterfest – Neue Leuchten zur dunklen Jahreszeit

Wenn man dem Winter mit seinen frühen Abenden etwas Positives abgewinnen kann, dann sind das auf jeden Fall das prasselnde Kaminfeuer, die Mußestunden ohne Gartenarbeit mit einem guten Buch, deftige Eintöpfe mit saisonalen Gemüsen und die stimmungsvolle Illuminierung der Räume durch entsprechende Leuchten. Seit dem verordneten Ende der Glühlampe hat sich einiges auf dem Markt getan. Wir zeigen Ihnen einige Beispiele.

Es gibt Erfindungen, die sind nicht nur bahnbrechend, sondern geradezu von evolutionärem Ausmaß: das Rad, die Dampfmaschine, das Automobil – und die Glühlampe. 1880 von Thomas Alva Edison zum Patent angemeldet durfte sie uns nicht nur mit ihrer Leuchtkraft fast 130 Jahre erwärmen. Dann wurde aus Umweltgründen 2009 beschlossen, ihre Produktion successive abzuschalten, obwohl die Energie, die im Haushalt für Beleuchtung aufgewendet wird, nur zwei Prozent beträgt. Seit letztem Jahr wird sie also in keiner Watt-Größe mehr produziert, da sie nur fünf Prozent der Energie in Licht umwandelte, aber 95 Prozent in Wärme. Es folgte die Energiesparlampe, wobei der Name relativ ist. Denn auch sie wandelt gerade einmal 25 bis maximal 30 Prozent der Energie in Licht um, benötigt aber bei der Herstellung fast 4 KWh im Gegensatz zu nicht einmal 1 KWh, welche die Produktion einer Glühlampe brauchte. Vor dem Hintergrund, dass Fieberthermometer mit Quecksilber verständlicherweise inzwischen verboten sind, weil bei Bruch dessen Freisetzung zu massiven Gesundheitsschäden führen kann, ist die Energiesparlampe mit diesem und noch mehreren weiteren Giftstoffen nicht wirklich die gesunde Alternative, für die sie immer ausgegeben wird. Durch ihr unnatürliches Farbspektrum mit viel UV-, aber wenig Infrarot-Licht nehmen wir ihre Leuchtkraft auch immer als kalt und ungemütlich auf.


Glücklicherweise hat aber auch die Forschung weiter an wirklichen Alternativen gearbeitet und die LED (lichtemittierende Diode)-Lampen auf den Markt gebracht. Mit diesen neuen Leuchtmitteln lässt sich nun 70 bis 90 Prozent Energie sparen, und die längere Lebenszeit und wesentlich erhöhte Schaltbarkeit amortisieren die erhöhten Anschaffungskosten bereits nach kurzer Zeit. War die erste Generation auch hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit noch nicht ganz makellos, sind nun aber weiterentwickelte Modelle auf dem Markt, die uns wieder das wahrlich warme Licht der guten alten Glühlampe spüren lassen. Bei diesen LED-Filament-Lampen wird die Optik der ehemaligen Kohlefäden nicht nur nachempfunden, sondern durch  fantasievolle Windungen noch gesteigert, wobei der Energieverbrauch extrem niedrig, die Lichtausbeute dabei aber hoch ist. Daher ist es auch reizvoll, diese in Gruppen von mehreren Leuchten zusammen aufzuhängen oder aufzustellen.

Doch auch bei den „normalen“ LED-Lampen ist die Entwicklung dank intensiver Forschung weiter gegangen, und somit ist die Palette an neuen Leuchten mit neuartigem Design, verbunden mit innovativer Technik immens gewachsen. Es braucht schon eines guten Fachgeschäftes mit geschultem Personal, um sich einen fundierten Überblick über alles, was heute möglich ist, zu verschaffen. Lichtplanung ist nicht mehr nur Gewerbebetrieben vorbehalten, sondern nimmt auch Einzug in Privathaushalte – Smarthome ist das Stichwort. Individuell steuerbare Licht-Inszenierungen setzen Akzente, heben hervor oder lassen gezielt in den Hintergrund treten. Leuchten sind nicht mehr statisch in Position und Funktion. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist die Leuchte MITO von der deutschen Firma OCCHIO, die erst 1999 gegründet wurde, inzwischen aber auf dem heimischen Markt führend für hochwertige Designerleuchten ist. Als eines der innovativsten Unternehmen in dieser Sparte entwickeln sie Lichtkörper nach dem eigenen Selbstverständnis, dass gutes Licht gleichzeitig Lebensqualität bedeutet. MITO überzeugt gleich mit mehreren technischen Raffinessen: Als Pendelleuchte lässt sie sich leicht in der Höhe verstellen, wobei die Kabel sich unsichtbar aufrollen oder verlängern, der Lichtauslass kann stufenlos zwischen Up- und Downlight verteilt werden, jeweils unabhängig voneinander dimmbar, und dies alles ohne Lichtschalter, sondern am Leuchtenkopf selbst allein durch Gestik ohne Berührung oder über eine App. Auch kann die Farbtemperatur situationsbedingt ausgewählt werden. Damit ist diese Leuchte universell einsetzbar, unabhängig von Deckenhöhe und Raumart.

Diese beiden Faktoren sind jedoch maßgeblich bei der Auswahl der jeweiligen Beleuchtung. Lange Zeit war die mittig in der Decke platzierte Pendelleuchte mangels vorhandener Alternativen das Maß aller Dinge. Als zeitgemäßer Nachfolger von Kronleuchter und Lüster schwebte und schwebt sie oft noch ohne relevanten Möblierungs-Bezug in der Raummitte und verteilt das Licht ziellos. Selbst über Esstischen erscheinen viele Leuchten willkürlich. Eine einfache runde Leuchte über einem länglichen Esstisch macht wenig Sinn, es sei denn, mehrere kleine Ausführungen sind in Reihe gehängt, wie dies auch über Küchentresen oder –theken sinnvoll ist. Hierbei sollte möglichst die gesamte Lichtmenge nach unten auf den Tisch mit Essen oder die Arbeitsplatte mit Lebensmitteln gerichtet sein, allenfalls ein kleiner Teil nach oben zur diffusen Allgemeinbeleuchtung.

Ein blendfreies Essen im Sitzen oder Arbeiten im Stehen ist dabei unabdingbar. Daher sind in Höhe und Lichtintensität verstellbare Leuchten eindeutig zu präferieren. Beispielhaft ist die Leuchte LEDERAM MANTA S1 von Catellani & Smith. Sie ist rund, hat aber einen dreifach abgewölbten Schirm, dessen goldene Untersicht durch einen Reflektor angestrahlt wird und die Lichtmenge wieder nach unten in die Breite leitet.

Bei dem Einsatz im Wohnbereich kann die Höhe statisch sein, die Möglichkeit der situativen Einstellung der Helligkeit sollte aber auch hier gegeben sein. Dafür muss jedoch noch mehr Wert auf das Design gelegt werden, da die Leuchten in der Regel tiefer und somit noch mehr im Blickfeld hängen. Um Blendfreiheit zu erreichen, sind auch Leuchten von Vorteil, bei denen die Lichtquellen durch Matt- oder Opalglas verdeckt werden. Einzelne Objekt-Inseln wie Beistelltische oder Kunst- und Deco-Objekte werden dagegen besser mit Deckenspots in Licht-Szene gesetzt. Es sei denn, man verbindet beides miteinander mittels der Leuchte DNA von Next als Standvariante, deren einzelne Module in Form von organischen Strukturen mit jeweils 3 Leuchtkugeln untereinander frei addierbar und somit Lichtspender und individuelles Designobjekt in einem sind.

Flure und Dielen, die eigentlich den ersten und damit wichtigen Eindruck für Besucher vermitteln, werden leider immer noch –nicht nur bezüglich der Leuchten-Auswahl- stiefmütterlich behandelt. Gerade hier lässt sich jedoch vortrefflich inszenieren. Wandstrahler, Deckenfluter oder eine strenge Pendelreihung können diese Funktionsräume zu Bühnen machen. Spots sind hier im Idealfall immer leicht gegen die Wände geneigt, um interessante Lichtkegel zu erzeugen, statt nur die Häupter der durchlaufenden Personen von oben zu belichten. Eine interessante Wandlösung ist die Leuchte iO VERTICALE von Occhio, die mittels zweiseitigem Lichtauslass und 360 Grad Drehbarkeit faszinierende Lichtgeometrien auf die Wand zaubert.

Treppen- oder Treppenhausbeleuchtungen erfordern wiederum ganz andere Lösungen. Dabei kommt es darauf an, ob auch Besucher diese benutzen oder nur die Bewohner. Bei letzteren reicht es vielleicht aus, jede dritte oder vierte Stufe von einer Seite aus zu beleuchten. Für Besucher jedoch ist es problemloser, wenn jede einzelne Stufe einigermaßen ausgeleuchtet ist ohne Schattenzonen dazwischen, vor allem beim Abstieg. Große Treppenaugen, eine zweigeschossige Halle oder ein Atrium verlangen geradezu nach ebenso groß(artig)en Lösungen. Mehrere Leuchten aus einer Serie, eventuell auch in verschiedenen Größen, hängen an unterschiedlich langen Pendeln und leuchten somit auf elegante und imposante Weise die einzelnen Niveaus hinreichend aus. Möglich ist auch die Wahl von verschiedenen Oberflächen oder Farben, die jedoch in einem Zusammenhang stehen sollten. Beispielsweise ist die Pendelleuchte MELT PENDENT von Tom Dixon in den drei metallischen Tönen Gold, Silber und Kupfer erhältlich. Die einer geschmolzenen Glasblase ähnelnden amorphen Leuchtkörper mit ihren im Off-Zustand verspiegelten Oberflächen bilden in ihrer Gesamtheit meisterhaft den hier nötigen Eyecatcher.

Wichtig bei allen Einsatzbereichen ist die genaue Feinjustierung des Lichtwunsches und die daraus resultierende Leuchtenauswahl. Um eine Übersicht über die innovativsten technischen Möglichkeiten und die neuesten Designs zu bekommen, bedarf es eingehender Beratung durch Fachhändler. Eine Internet-Recherche als Laie ist als Einstieg und Orientierungshilfe vielleicht sinnvoll, jedoch sicherlich nicht ausreichend. Um eine individuelle Konzeptionierung der Beleuchtung zu erstellen, ist die professionelle Lichtplanung durch einen Fachbetrieb sinnvoll. Dies gilt nicht nur für Neubauten. In diesem Falle jedoch ist diese noch vor Baubeginn anzuraten, da dann alle Optionen für spätere Leuchten berücksichtigt werden können, und die neue „Lieblingsleuchte“ nicht an einem falsch platzierten Anschluss scheitert, denn: Gutes Licht ist Lebensqualität.

 

TEXT: Rainer Güntermann

FOTOS: Occhio, SERIEN RAUMLEUCHTEN, LEDERAM, OCHIO, LUCEPLAN, LICHT IM RAUM, NORTHERN LIGHTNING, BOVER, FOSCARINI, DeltaLight

alles aus zucker

Ein Gartenbericht in der Winterausgabe? Vielleicht ist es in der Euregio Anfang Dezember noch zu früh für klirrend kalte Nächte, tiefe Nebelschwaden am Morgen über feuchten Niederungen und mittags drauf strahlenden Sonnenschein auf Frostkristalle. Aber der Winter kommt ja erst noch und mit ihm überall auch das jährliche Faszinosum von über Nacht gezuckerten Gräsern und vertrockneten Blütenständen in tief stehendem Sonnenlicht.

Man muss nicht gerade physikalisch interessiert oder bewandert sein, um jedes Jahr aufs Neue die kristallinen Strukturen von gefrorener Feuchtigkeit zu bewundern. Während des Tages angetauter Schnee, der über Nacht wieder neu gefriert und erstaunliche geometrische Strukturen bildet, die noch in der Mittagssonne wie geschliffene Diamanten funkeln. Hagebutten und Beerendolden, welche von einem Konditor nicht schöner in Zucker-Szene gesetzt werden könnten. Gräser und Halme, die einzeln überzogen sind mit feinsten Eisstrukturen. Ein Garten mit Pflanzen, deren verwelkte Blätter, vertrocknete Blüten und verdorrte Fruchtstände nicht vor Beginn der Frostperiode gleichsam dem Erdboden gleichgemacht wurden, belohnen den Betrachter nun mit einem glitzernden Schauspiel. Selbst am Vortag noch trist aussehendes Restgrün ist nach einer feuchten und sehr kalten Nacht von einem versöhnlichen Zuckerguss überzogen. Hatte man bis dato eventuell noch ein schlechtes Gewissen aufgrund noch nicht erledigter Gartenarbeiten, tröstet der faszinierende Anblick zumindest eine Zeitlang darüber hinweg. Und vielleicht nimmt man diesen friedlichen Eindruck ja zum Anlass, mit einigen „Rodungsarbeiten“ bis nach dem Winter zu warten, um während dieser Zeit noch öfter in den Genuss dieses Anblicks zu kommen.

Will man nicht alles dem Zufall überlassen und das beschriebene Erlebnis näher ins Blickfeld holen, kann man auch nachhelfen, indem man schön verblühte Zweige, Wedel, Gräser und dergleichen zu einem dicken Strauß bindet, in ein Behältnis ohne Wasser auf den Terrassentisch stellt und vor einer angekündigten, stark frostigen Nacht mit Wasser bestäubt – und schon macht sich der Zuckerbäcker an seine Arbeit. Im Übrigen haben bisher kaum beachtete Sträucher, Stauden und andere Pflanzen jetzt ihren großen Auftritt. Vor kurzem noch zum Teil verdeckt durch üppiges Grün von Hecken oder Sommerblühern drängen sich ihre Zweige und Fruchtstände nunmehr ungeduldig in den Vordergrund. So leuchten die roten Beeren der Stechpalme, auch Christdorn oder Ilex genannt, und die der Felsenmispel (Cotoneaster hybridus pendulus) jetzt um die Wette – falls die Singvögel etwas übrig gelassen haben. Auch Birkenstämme, die jetzt nicht mehr von der Laubkrone verschattet werden, leuchten in der Wintersonne, genau wie die Zweige des roten Hartriegels. In den laubfreien Bäumen bestimmen nun Mistelkugeln mit ihren glasig-weißen Perlen die Silhouette, und vor kurzem noch traurig anzuschauende Rosenzweige mit bräunlich-verwelkten Blüten trumpfen nun auf mit roten Hagebutten. Auch vertrocknete Distelblüten, die rostbraun verfärbten Fruchtstände des inzwischen kahlen Essigbaumes und der Fetten Henne, die blau-grünen Zweige des Eukalyptus-Strauches, die jetzt papiernen Blüten der Hortensien in ihren müden Farbnuancen, die orangenen Früchte der Lampionpflanze und des Zierapfels – sie alle prägen die winterliche Idylle eines Winter – Gartens.

Sind Hecken und Formbüsche nicht nur im Frühjahr, sondern auch noch einmal im Herbst sorgfältig zurechtgeschnitten worden, wird man bei Frost oder gar Schnee Zeuge einer geometrischen Zuckerwatte-Architektur, die dem Eindruck im Sommer in Nichts nachsteht. Mit fachmännischer Hilfe lässt sich eben auch ein beeindruckendes Winterbild des Gartens planen. Dann sehnt man sich beim Blick nach draußen auch gar nicht mehr so sehr den Frühling herbei, denn auch jetzt kommt das Auge voll auf seine Kosten. Zu viel des Guten ist aber auch im Winter den Pflanzen abträglich. Kann man im Sommer zuviel Sonne und Hitze nicht einfach abstellen und allein mit ausreichendem Gießen die Gewächse vor noch größerem Schaden bewahren, so besteht im Winter aber die Möglichkeit, bei zuviel Schneefall die Pflanzen von der zu großen Last zu befreien. Dies sollte man spätestens bei einer Schneehöhe von 10 Zentimetern auch tunlichst beherzigen, um Zweige vor Bruch zu schützen. Ansonsten heißt es im Winter aber nur: Sitzen, schweigen, genießen – im Idealfall am Kamin mit einem guten Roten…

Text: Rainer Güntermann

ERIK OFFERMANN

Magische Landschaften – Diese beiden Wörter begegnen dem Kunstinteressierten immer wieder, wenn er sich mit den Arbeiten von Erik Offermann beschäftigt. Wir hatten die Gelegenheit, den Aachener Maler in seinem Atelier zu besuchen und ihm einige Fragen zu stellen.

Beim Betreten des Ateliers von Erik Offermann in der Mariahilfstraße in Aachen erfasst mich zunächst ungläubiges Staunen: Eine derart aufgeräumte Künstlerwerkstatt habe ich nicht erwartet und so auch noch nicht gesehen. Wären da nicht zumindest ein paar angebrochene Farbdosen auf einer quadratischen Palette, könnte man meinen, sich in einer Galerieausstellung zu befinden. Nach Roland Mertens, Eric Peters und Manfred Schieber stellen wir einmal mehr einen heimischen Künstler vor, den man mit seiner Malerei auf den ersten Blick ebenfalls mit dem Schlagwort Fotorealismus in Verbindung bringen könnte. Aber wie seine erwähnten Zeitgenossen hat auch Erik Offermann vor dieser vermeintlichen Genrezugehörigkeit seinen ganz persönlichen, auch in diesem Fall unverwechselbaren Stil gefunden und weiterentwickelt.

Erik Offermann, Am Rathaus, Öl auf Leinwand,100 x 100 cm

Erik Offermann, Stadtwald 1, Öl auf Leinwand,100 x 150 cm

Nach der Absolvierung der Aachener Fachoberschule für Gestaltung in der Liebigstraße zog es den 1956 in Aachen geborenen Künstler zunächst nach Köln, wo er von 1975 bis 1981 an der damaligen Werkkunstschule Malerei studierte und 1982 in die Meisterklasse von Professor Pravoslav Sovák aufgenommen wurde. Mit den Musikern der Kölschrockband BAP, die ebenfalls dort studierten, genoss er die Kölner Kunstszene und nahm an kleinen Gruppenausstellungen in Cafés und Kneipen teil, bis er 1982 den Preis des Kölnischen Kunstvereins gewann und im selben Jahr eine Ausstellung in der Orangerie vom Brühler Schloss Augustusburg hatte. Dennoch zog es ihn nach Aachen zurück, wo er durch Zufall die Möglichkeit bekam, in die erste Etage eines Dreifensterhauses in der Mariahilf-straße zu ziehen. Mit kleineren Ausstellungen in Galerien und den Verkäufen seiner Bilder vornehmlich an Bekannte und Verwandte schlug er sich durch, bis er mit einem Künstlerfreund auf die Idee kam, in den damals noch existierenden Karstadt-Galerien selbst entworfene Grafiken vor den Augen der Kunden auf einer dafür erworbenen Druckpresse zu produzieren. Der Verkauf lief derart gut, dass man in Köln wieder auf ihn aufmerksam wurde. Daher bot ihm 1999 die damalige Galerie Kunsthaus eine Einzelausstellung an, auf der seine ersten Stadtbilder von Köln gezeigt wurden. Bereits zur Vernissage waren alle Bilder verkauft, und es folgten viele Jahre der erfolgreichen Zusammenarbeit bis zur Schließung der Galerie. Durch Weitervermittlung an die Galerie Osper, gab es einen nahtlosen Übergang, und seither ist diese seine „Heimatgalerie“. Betrachtet man die Stadt- und Landschaftsbilder von Erik Offermann, so scheinen die Motive scheinbar zufällig ausgewählt zu sein, erst beim genauen Hinsehen sind die Bildkompositionen augenfällig und zoomen gleichsam das Auge heran, um das vermeintlich Bekannte und Vertraute näher zu erforschen. Obwohl der Horizont nie unendlich offen ist, wird der Blick in eine weite Tiefe gelenkt und die Landschaft dabei aufgesogen. Dies alles ist so stimmig, da bereits die Fotovorlagen nach diesen Kriterien ausgesucht und erstellt wurden. Durch die ganz eigene Art der unscharfen und verwischten Malerei verlieren die Fotografien ihre Realität, und das Bild bekommt eine geheimnisvolle Ausstrahlung, zu der auch die reduzierte Zweifarbigkeit von Blau- und Grüntönen beiträgt. Diese kühle Farbigkeit verstärkt bei seinen Meeresbildern das Gefühl des Beteiligtseins. Hier spürt man den Wind, riecht die salzige Luft, und der Betrachter lässt das Auge gedankenverloren bis zum Horizont schweifen.

Schon bei den Stadt- und Landschaftsbildern beschleicht einen das Gefühl, dass jetzt etwas passieren könnte, im Hintergrund ein Spaziergänger auf den Waldweg einbiegt oder ein Passant den Platz queren wird. Mit diesem Eindruck spielt Erik Offermann gekonnt in seiner Bildreihe „Hitchcock“. Hier kennt der filmaffine Betrachter bereits den weiteren Verlauf des abgebildeten Moments, weiß um die nächste Szene direkt im Anschluss. Die Spannung geht aber nicht verloren, sondern erfährt durch die unscharfe Malerei in monochromen Graunuancen noch eine Steigerung. Stilistisch nimmt er dabei wieder Bezug auf eine alte Bilderserie, in der er Fotomotive aus dem Familienalbum als Bildvorlagen genommen hatte. Ganz aktuell ist er aber wieder zurück in die Natur gegangen und hat gerade einige Bilder aus Aachen und der Umgebung fertiggestellt. Jetzt lässt sich auch das aufgeräumte Atelier erklären.

Erik Offermann, Vertigo 1, Öl auf Leinwand, 90 x 150cm ,2017, Nr. 994

Wie haben Sie Ihren ganz perönlichen Malstil gefunden? War das ein langer Prozess oder gab es einen konkreten Auslöser?
Gezeichnet und gemalt habe ich als Schüler schon gerne, nicht nur in der Schule, sondern auch in meiner Freizeit, wo ich, wie ich mich erinnere, das Beatles Cover „Revolver“ in meinem kleinen Zimmer im Haus meiner Eltern auf ein Maß von, ich glaube, zwei mal zwei Meter per Raster übertragen habe. Ich entwarf Autos, futuristische Innenräume und malte perspektivische Landschaften. Also hatte ich nach meiner Schulzeit eine ganze Menge „Material“, mit dem ich zur Aufnahmeprüfung und Mappenvorlage zur Schule nach Köln fuhr. Professor Sovák nahm mich in seine Klasse auf, und ich lernte,wie man Radierungen herstellt und druckt. Begeistert war ich von seinen Landschaftsgrafiken, die eine gewisse Unschärfe hatten. Das war spannend, und viel später dachte ich, dass man so auch malen kann. Damit begann ich und es funktionierte. Das war, denke ich, ein entscheidender Auslöser.

Gehen Sie bewusst auf Motivsuche in bestimmte Landschaften oder spielt Ihnen der Zufall eines visuellen Eindrucks in die Hände?
Beides. Mal ergibt sich, wie zum Beispiel bei einem Spaziergang durch den Wald, am Meer oder in einer Stadt eine Situation, die man festhalten will, ein anderes mal geht man bewusst dorthin, wo man weiß: Das interessiert mich, das willst du malen. Das war übrigens der entscheidende Ratschlag, den ich von Sovák bekam, als man sich als Student erst einmal im „Niemandsland“ befand und alles Mögliche malte. „Gehen Sie dahin,wo Sie aufgewachsen sind, sehen Sie sich um, und malen Sie dann das, was Sie berührt.“

Entwickelt sich das Motiv während des Malens weiter oder wissen Sie bereits zu Beginn,wo die künstlerische Reise hingeht?
Ungefähr weiß ich das schon, aber nicht genau. Ein Foto, das ich mache, ist lediglich die Orientierung, das Malen aber geht darüber hinaus, ist also der Weg die Situation so zu zeigen wie ich sie empfunden habe.

Stört Sie die küntlerische Schublade „Fotorealismus“, in die Sie oft eingeordnet werden?
Was ich male ist kein Fotorealismus. Der Fotorealismus ist die exakte, fast überzogene Darstellung eines Fotos. Ich benutze,wie gesagt, das Foto als Hilfsmittel, male das Foto nicht ab und verzichte auf fotografische Details. Ich möchte einem Bild einen emotionalen Ausdruck geben. Die Verwischung bietet, im Gegensatz zum Fotorealismus, den Spielraum zur Interpretation, den Freiraum.

Hat die Beschränkung auf die beiden Farbspektren von Grün und Blau einen bestimmten Hintergrund?
Das ist tatsächlich oft, aber nicht immer der Fall. Ich denke man nimmt aus der Palette die Farben, die man mag und die zum jeweiligen Bild passen. Die Reduzierung auf wenige Farben gibt dem Bild einen sachlichen Charakter, der im Kontrast zur Emotionalität stehen soll.

Gibt es Vorbilder oder zumindest Lieblingskünstler in der Kunstgeschichte?
Bei einem Aufenthalt in New York, ich war damals 26, stand ich zum ersten mal vor einem großformatigen Bild von Franz Kline. Da hatte jemand mit wenigen, dicken Pinselstrichen eine Hafensituation gemalt, die man nicht besser hätte darstellen können. Fantastisch, eindrucksvoll! Aber genauso Künstler des Informel, wie beispielsweise Cy Twombly. Soviel zu „Lieblingskünstlern“. Eine ganz andere Art zu malen, aber vielleicht bewundert man das, was man selbst nicht kann. Ein gewisses Vorbild war und bleibt Professor Sovák, bei dem ich sehr gerne studiert habe,und dem ich,was die Betrachtungsweise auf die Kunst angeht, viel zu verdanken habe.

Wie sind Sie zu dem Exkurs von Landschaftsmotiven zum Hitchcock-Zyklus gekommen?
Hitchcock Filme sind natürlich spannend, deshalb Hitchcock. Und auch um mal ein anderes Thema aufzugreifen. Das was in in Filmen schnell an einem vorbeiläuft, wollte ich stoppen und festhalten, und alle Bilder sollten den gleichen Ausdruck haben: Da passiert gleich was!

In den 1980er und 90er Jahren gab es eine vielfältige Ausstellungskultur in der heimischen Kunstszene in Form von Gemeinschafts­schauen an spektakulären Orten wie Antoniusstrasse. Vermissen Sie solche Initiativen?
Auf jeden Fall. Das wäre ja auch was zum aktuellen Thema: Wenn man das Bordell irgendwo anders hin verlegt, kann man die Antoniusstrasse ja zur Galerie und Künstlermeile umnutzen. Aber im Ernst: Solche Aktionen sind immer gut und beleben das Interesse an der Kunst.

Was sagen Sie zur angeschlagenen Aachener Museumsszene- Stichwort Besucherzahlen?
Da gibt es einige Gründe, aber ein sehr wichtiger Aspekt sind die Standorte, die sowohl für Suermont Ludwig Museum als auch für Ludwig Forum nicht glücklich sind. Ein Museum, mit zum Beispiel Cafe, Buchhandlung, und Restaurant in einer attraktiveren Stadtlage mit einer offenen Archtektur als Ort der Begegnung, würde bestimmt zu höheren Besucherzahlen führen.

Disziplinierter Arbeiter, der zu regelmäßigen Zeiten in seinem Atelier arbeitet, oder haben Sie intensive Schaffensphasen ohne Rücksicht auf Tag und Zeit und wieder kreativen Leerlauf?
„Täglich geöffnet von neun bis 17 Uhr“! Nein , das ist nicht ganz so, aber ich arbeite täglich, auch oft an Wochenenden. Vor Ausstellungen intensiver, ansonsten gibt es immer etwas zu tun. Nach fast 40 Jahren Kunst, nach rauf und runter bleibt es immer noch so. “Noh all denne Johre“ kann ich da nur sagen.

Erik Offermann, Psycho 1, Öl auf Leinwand, 90 x 150cm, 2017 Nr. 1004

 

 

 

 

 

 

 

 

Abschließend eine kurz gefasste Ausstellungs-Übersicht ohne Anspruch auf Vollständigkeit: 

2016 AAF KUNSTMESSE, Brüssel, Belgien
2015 ART FAIR, Köln
2012 GREMILLION & CO FINE ART, Houston, Texas USA
2009 GALERIE 45, Aachen
2008 ART BODENSEE
2006 GALERIE OSPER, Köln
2005 FINE ART, Köln
2004 ART KARLSRUHE
2003 GALERIE SPRINGMANN, Freiburg
GALERIE RICHTER, Berlin
GALERIE VOIGT, Nürnberg
GALERIE AM DOM, Wetzlar
2002 STADTMUSEUM, Köln
2001 GALERIE CONZEN, Düsseldorf
1999 GALERIE KUNSTHAUS, Köln
1997 VRINGS ART, Köln
1993 BOCK GALLERY, Aachen
1987 TEAM SENET GALLERY, Istanbul, Türkei
1985 WERKHOF BISSENDORF GALERIE Hannover
1982 PRATT MANHATTAN CENTER GALLERY, New York, USA
CITY UNIVERSITY, New York, USA
PRATT GRAPHICS CENTER GALLERY, New York, USA
ORANGERIE SCHLOSS AUGUSTUSBURG, Brühl
1978 KUNSTVEREIN, Bocholt

TEXT: Rainer Güntermann

VERDUFTE

Keine Jahreszeit ist so eng mit dem Geruchssinn verbunden wie der Winter und die Weihnachtszeit. Gut – die Sehnerven werden ebenfalls bis zum Reißen gereizt durch illuminierte Vorgärten, die aussehen wie Miniableger von Disney- World, geschweige denn die Gehörgänge, die allüberall mit Glöckchengeläut zugegossen und endgültig dicht verstopft werden mit dumpfem HoHoho-Gehämmer.

Aber die Nase, sie wird jetzt nicht nur gefoltert durch die Zugabe von typischen Weihnachts-Aromaten an wirklich jede Art von Lebensmittel, sondern auch durch die vermeintlich nun notwendige Beimischung sogenannter winterlicher Düfte in Klimaanlagen, Kosmetikprodukten und Klosteinen.

Unsere Wohnungen, die sich so an unsere Ausdünstungen gewöhnt haben, werden nun aufgerüstet mit sogenannten Potpourris, die in große Schalen geschüttet schon manchen fernsehenden Chipsesser um den Rest des Filmes gebracht haben. Auf jeder freien Abstellmöglichkeit stehen nun kleine Vasen mit blatt- und blütenlosen Holzstengeln, die uns beim Vorbeigehen mit ihrer Duftwaffe weismachen wollen, „Ich war mal ein Granatapfelbaum“ oder „Ich war mal ein Zedernwald“.

Kann zwar spätestens seit der Einführung von Energiesparlampen keine Rede mehr sein von der dunklen Jahreszeit, so werden dennoch nunmehr ganze Armeen von Kerzen aufgefahren, und die Wissenschaftler sind sich noch nicht sicher, was unsere Atemorgane mehr austrocknet, die zentrierte Zimtabfackelung oder die bunte Vielfalt von allen Lebkuchengewürzen, getrockneter Ganzjahresernte von Gartenfrüchten und dem angeblich zu wachsweicher Materie mutierten Snowfall, Winterstorm oder Mystic Mist. Früher hatte man wenigstens bei der Verflüssigung einer gleichen Menge von Bienenwachskerzen keine Halsbeschwerden mehr. Gesundheitsfördernde Begleiterscheinungen gibt es aber auch heute noch, jedenfalls für Männer. Statt einen Lebkuchen zu vernaschen, geben Sie Ihrer Frau einfach nur einen leidenschaftlichen Kuss.

Der jahreszeitlich aktuelle Lippenstift wird Ihren Heißhunger stillen, und das ganz ohne Kalorien.

Veröffentlicht unter Glosse