Mietvertrag mit mehreren Mietern

Marc Soiron

Marc Soiron

Fachanwalt für Miet- & Wohnungseigentumsrecht

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TEXT: Marc Soiron Fachanwalt für Miet-und Wohnungseigentumsrecht Kanzlei Delheid, Soiron, Hammer

Bei mehreren Mietern muss die Kündigung gegenüber allen Mietern ausgesprochen werden.

Der Mietvertrag über eine Wohnung wurde zunächst zwischen dem Vermieter und insgesamt drei Mietern abgeschlossen. Einer der Mieter zog sodann – ohne eine Kündigungserklärung abzugeben – aus der Wohnung aus, was dem Vermieter auch bekannt gegeben wurde. Der Vermieter reagierte jedoch auf die Mitteilung nicht. Die übrigen zwei Mieter entrichteten in der Folgezeit die vereinbarte Miete weiter. Der Vermieter wollte dann das Mietverhältnis kündigen und schickte zu diesem Zweck eine an alle drei Mieter adressierte Kündigung an die Adresse der vermieteten Wohnung. Die in der der Wohnung verbliebenen zwei Mieter hielten die Kündigung für unwirksam, da sie nicht allen Mietern ordnungsgemäß zugegangen wäre, und setzen sich gegen diese und in der Folgezeit auch gegen die durch den Vermieter erhobene Räumungsklage zur Wehr.

Das Landgericht München I entschied mit Urteil vom 12.10.2016 (Az. 14 S 6395/16), dass die Kündigung des Vermieters unwirksam gewesen ist und wiesen deshalb seine Räumungsklage ab. Zur Begründung verwies das Gericht tatsächlich darauf, dass die Kündigungserklärung den Mietern nicht ordnungsgemäß zugegangen wäre. Alleine der Auszug eines Mieters aus einer Wohnung begründe nämlich noch keine Veränderung der vertraglichen Vereinbarung hinsichtlich der Mietvertragsparteien. Habe der Vermieter den ausziehenden Mieter nicht ausdrücklich aus dem Mietverhältnis entlassen, so bliebe dieser auch weiterhin Vertragspartner. Dies hieße, dass sich der Mieter auf der einen Seite durch den Auszug nicht einfach zum Beispiel seiner Verpflichtung zur Mietzahlung entziehen könne, bedeute aber auf der anderen Seite auch, dass die Kündigungserklärung auch gegenüber diesem erklärt werden müsse. Zwar wurde die Kündigung des Vermieters ausweislich des Adressfeldes der Kündigung an alle Mieter adressiert, jedoch ging diese dem ausgezogenen Mieter an der Adresse der streitgegenständlichen Wohnung ja nicht zu, was der Vermieter, der über den Auszug informiert war, auch wusste. Der Vermieter machte auch ohne Erfolg geltend, dass ihm die neue Anschrift des ausgezogenen Mieters nicht bekannt sei. In einem derartigen Fall, so die Richter in München, könne der Vermieter die Kündigung gleichwohl nicht an die Adresse der Mietwohnung übersenden, da er gehalten gewesen wäre, entweder bei den in der Wohnung verbliebenen Mietern die neue Adresse zu erfragen, oder aber Nachforschungen anzustellen. Das Landgericht ließ auch eine Klausel im Mietvertrag, wonach es ausreichen solle, dass rechtsgeschäftliche Erklärungen nur gegenüber einem Mieter abgegeben werden, aber gegenüber allen Mietern gelten, nicht gelten. Die Klausel stelle eine unzulässige Benachteiligung eines Mieters dar und sei in Formularmietverträgen daher unwirksam. Da das Mietverhältnis somit nicht einheitlich gegenüber allen Vertragsparteien gekündigt worden sei, könne die Kündigung insgesamt keine Wirkung entfalten.

Die Entscheidung zeigt eindrücklich, dass, sofern auf Mieter- oder auf Vermieterseite ein Vertrag mit mehreren Beteiligten geschlossen worden ist, stets darauf geachtet werden muss, dass Erklärungen auch allen Beteiligten zugehen. Eine Empfangsbevollmächtigung eines Beteiligten für die anderen Mietvertragsparteien ist in der Regel nicht anzunehmen.

Der richtige Versicherungsschutz für Ihre Ferienimmobilie

Michael-Foellmer

Michael Foellmer

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Der richtige Versicherungsschutz
für Ihre Ferienimmobilie

Text: Michael Foellmer

 

Ein Ferienhaus ist ohne Zweifel eine der schönsten Sachen, die man sich gönnen kann. Ein Rückzugsort in der Fremde – und doch weiß man, was einen dort erwartet. Wer es außerhalb der Zeit, in der man selbst dort entspannt, an Urlauber vermietet, der hält zudem die laufenden Kosten niedrig. Ein Problem bleibt allerdings: Sie können leider nicht immer selbst dort sein, um Schäden zu vermeiden. Das macht die Versicherung von Ferienimmobilien – egal ob Gebäude oder  Einrichtung – deutlich schwieriger, als dies bei einem Hauptwohnsitz der Fall ist. Ein Ferienhaus ist ohne Zweifel eine der schönsten Sachen, die man sich gönnen kann. Ein Rückzugsort in der Fremde – und doch weiß man, was einen dort erwartet. Wer es außerhalb der Zeit, in der man selbst dort entspannt, an Urlauber vermietet, der hält zudem die laufenden Kosten niedrig. Ein Problem bleibt allerdings: Sie können leider nicht immer selbst dort sein, um Schäden zu vermeiden. Das macht die Versicherung von Ferienimmobilien – egal ob Gebäude oder  Einrichtung – deutlich schwieriger, als dies bei einem Hauptwohnsitz der Fall ist.

Was Sie auch bei einer Immobilie im Ausland unbedingt beim Versicherungsschutz beachten sollten: 

Eine Hausrat- wie auch eine Immobilien-Versicherung kann und sollte im Ausland analog wie im Inland versichert werden. Folgende Gefahren sollten Sie absichern, damit Ihr Hab und Gut auch im Ausland richtig versichert ist. Je nach Anbieter und Tarif können

– Gebäudeversicherung
– Hausratversicherung
– Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht

über eine „Ferienhauspolice“ abgesichert werden.

Folgende Gefahren sollten über eine solche „Ferienhauspolice“ abgedeckt sein:

– Gebäude- und Hausratversicherung
– Feuer (Brand, Blitzschlag, Explosion)
– Leitungswasser (Rohrbruch, Frostschäden an Rohren)
– Sturm, Hagel

Zusätzlich versicherbar sind:
– Elementarschäden
– All-Risk-Deckung (unbenannte Gefahren)

Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht:
– alle Schäden, die durch das Gebäude oder Grundstücksbestandteile Dritten schuldhaft zugefügt werden
– Abwehr von unberechtigtem Schaden
– Ersatzforderungen Dritter

Grundsätzlich sind Schäden durch folgende Ursachen nicht versichert:
– Vorsatz
– grobe Fahrlässigkeit (Leistungskürzung)
– Krieg

Schadenbeispiele aus der Praxis

Vergessliche Urlauber in Dänemark
Herr W. hat ein Ferienhaus in Dänemark, das er regelmäßig zweimal im Jahr selbst bewohnt. Die übrige Zeit des Jahres vermietet er es über ein Onlineportal. Einmal vergessen Mieter den Herd auszuschalten und gehen an den Strand. Durch die starke Hitzeentwicklung fangen die Oberschränke Feuer. Das Feuer findet schnell seinen Weg zum Reetdach des  Hauses. Ab diesem Zeitpunkt sind die Bemühungen der Feuerwehr, das Haus noch zu retten, sinnlos. Haus und Inventar werden Raub der Flammen. Die Ferienhauspolice übernimmt den Schaden, Herr Weber muss sich nicht damit auseinandersetzen, ob seine letzten Mieter über ausreichenden Haftpflichtschutz verfügen.

Einbruch in Spanien
Die Polizei vermutet, dass es Jugendliche waren, die in das spanische Ferienhaus der Familie  G. eingebrochen haben. Da man dort keine Wertsachen finden konnte, ließ man der Frustration freien Lauf und verwüstete das Haus, wobei Fenster zerschlagen, Wände beschmiert und Möbel zerbrochen wurden. Die Ferienhauspolice übernimmt den Schaden.

Sturm in Holland
Das Ferienhaus der Familie K. liegt etwa 10 km nördlich von Groningen. Im Garten stehen zwei Bäume, von denen einer Opfer eines nächtlichen Sturms wird. Der Baum bricht und knickt ins Haus. Dach und Außenmauer nehmen großen Schaden. Da Wind und Wetter nun freie Bahn haben, wird auch ein Teil des Hausrats in Mitleidenschaft gezogen. Auch hier übernimmt die Ferienhauspolice die Kosten der Reparaturen bzw. Neuanschaffungen.

Feuer durch Kamin
Herr B. liebt Finnland. Da war es nur eine Frage der Zeit, sich dort ein Ferienhaus zu kaufen. Seine Frau hatte nichts dagegen. Am Bodominjärvi (Bodom See) fand er dann auch ein geeignetes Objekt in ruhiger Lage. Im Frühjahr ist es abends noch nicht warm genug, als das die Familie B. auf das gemütliche Kaminfeuer verzichten möchten. In einer Nacht heizt sich der Schlot des Hauses so stark auf, dass der Dachstuhl Feuer fängt. Durch Rauch und Hitze geweckt, können sich die Eheleute retten. Am Haus entsteht erheblicher Sachschaden. Die Beseitigung der Schäden (Reparaturen, Reinigung, etc.) wird von der Ferienhauspolice übernommen.

Welche Zahlungen werden im Schadenfall geleistet?
Ersetzt wird der Neuwert der zerstörten Sachen. Bei beschädigten Sachen werden die notwendigen Reparaturkosten erstattet.Für den Fall, dass kein Wiederaufbau erfolgt, besteht lediglich Anspruch auf einen Zeitwert.Eine Vielzahl von unterschiedlichen Kosten, die im Zusammenhang mit einem versicherten Schadenfall entstehen, sind (teilweise über die Versicherungssumme hinaus) abgedeckt. Zum Beispiel Aufräum- und Abbruchkosten, Bewegungs- und Schutzkosten sowie Schadenabwendungs- und -minderungskosten. Auch ein möglicher Mietausfallschaden wird in diesem  Zusammenhang ersetzt, soweit dies vereinbart wurde.

Wie Sie sehen, ist es unverzichtbar auch im Ausland für den richtigen Versicherungsschutz zu sorgen.

Text: Michael Foellmer

Dachterrassen

Sehnsüchtig blicken viele von ihrem Balkon in die Gärten des Erdgeschosses oder der Nachbarschaft. Nie gab es so viele Magazine über Gärten, Pflanzen und Blumen. Bunte Bildbände zum selbigen Thema liegen in hohen Stapeln während des Sommers im Eingangsbereich der Buchhandlungen. Wer aber – wie ich selbst – leidgeprüfter Besitzer eines großen Gartens ist, wird alljährlich ab März von der grünen Wachstumslawine überrollt und sehnt sich vielleicht nach einem wahrlich überschaubaren Dachgarten mit klar begrenztem Wuchs-Horizont und zeitminimiertem Pflegeaufwand.

„In der Kürze liegt die Würze“. Umgemünzt auf den Dachgarten heißt das soviel wie „In der Beschränkung liegt die Wirkung“. Beschränkung bezieht sich dabei nicht nur auf die räumliche Ausdehnung, sondern vor allem auch auf die Konzentrierung auf wenige Pflanzenarten und –farben. Nicht unentschlossenes Bepflanzen mit allen Sonderangeboten aus dem Gartencenter, sondern eine gezielte Auswahl weniger Sorten, jede wiederum in möglichst einer Farbfamilie lassen die kleinen bepflanzten Flächen großzügiger erscheinen. Auf Maß gefertigte und daher den zur Verfügung stehenden Platz optimal ausnutzende Pflanzkästen verstärken diesen Eindruck und bieten im Gegensatz zu einzelnen Kübelgefäßen den Vorteil einer einfacheren Bewässerung. Besteht allerdings die Notwendigkeit des Überwinterns einzelner Pflanzen an einem anderen Ort, sind individuelle Behältnisse allerdings unverzichtbar. In diesem Falle sollte man sich aber hinsichtlich des Materials und der Farbe der Behältnissen beschränken, also ruhig den Pflanzen entsprechende verschiedene Größen, aber alle aus einem Material gefertigt und in einer Farbe gehalten.

Bei der Planung einer Dachterrasse ist die genaue Bedarfsermittlung von Sitz-, Liege- und Stellflächen ein wichtiges Kriterium vor der Verplanung von begrünten Arealen. Wenn gewünscht, wie viele Sitzplätze sollte dann ein Esstisch haben? Reicht eine Lounge-Ecke zum gepflegten Drink mit Gästen oder möchte ich auch noch mindestens zwei Liegestühle aufstellen? Nicht zu vergessen: Benötige ich einen Grillplatz? Wenn ja, wo verursacht er am wenigsten Geruchs- und Rauchbelästigung – nicht nur bezüglich der eigenen Gäste, sondern auch gegebenenfalls der Nachbarn? Wie bei der Planung einer Inneneinrichtung helfen hier ein maßstabgetreuer Grundriss und nach vorhandenen Möbeln oder Standardgrößen entsprechend zugeschnittene Kärtchen, die man hin- und herschieben kann – und natürlich „der Architekt Ihres Vertrauens“. Kaminmauern, die oft auch einen Wind- oder Sichtschutz bieten, scheinen förmlich nach einer Begrünung mit einer Rank- oder Kletterpflanze zu rufen, aber Vorsicht: Efeu und wilder Wein mit ihren Saugwurzeln sind schnellwachsend und schön, schädigen aber dauerhaft nicht nur den Anstrich, sondern auch den Putz darunter. Idealer sind Pflanzen, die sich um Rankgerüste schlingen und die Wand dahinter nicht beeinträchtigen. Aber auch hier gilt es, auf Dauer junge Triebe unter Beobachtung zu halten, damit diese sich nicht unbemerkt in Ritzen und Fugen ausbreiten und beim Ausdehnen durch Verholzung eventuell Verkleidungen aushebeln.

Im Fachhandel sind als Sonnen-, Wind- oder Sichtschutz auch schmale Längskästen mit einem komplett bewachsenen Spalier, zum Beispiel mit Buche oder Ahorn, in verschiedenen Breiten und Höhen erhältlich. Im Gegensatz zu Weiß- und Blutbuche behält die grünblättrige Rotbuche auch im Winter ihr vertrocknetes Laub am Holz und wirft es erst im Frühjahr mit dem neuen Austreiben ab. Feuerahorn macht den winterlichen Blattverlust im Herbst wett mit einem leuchtenden Farbenspiel.


Auch bei dem Bodenbelag einer Dachterrasse gilt es, Standnässe zu vermeiden und ein Gefälle hin zu einer Dachrinne einzuplanen. Mit entsprechender Ausrichtung der Rillen bei Bodenplanken natürlich. Aufgrund der exponierten Lage ist das Problem der Vermoosung von Böden nicht so gegeben wie auf mehrseitig umschlossenen Terrassen im Erdgeschoss. Dafür ist das Thema Windschutz umso wichtiger. Fest montierte Ösen aus rostfreiem Material helfen, Sonnensegel und Planen zu spannen, aber auch Stämme von Pflanzen und Sonnenschirme bei Bedarf zu sichern. Der möglich Wind ist neben der ungehinderten Sonnen­ein- strahlung auch ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Bepflanzung. Und auch bei windunempfindlichen Gewächsen helfen entsprechende Gerüste, den Wuchs gleichmäßig und nicht windschief zu ermöglichen. Bei Kübeln ist auch ein regelmäßiges Drehen eine einfache wie effektive Maßnahme. Unterschätzt wird oft die Möglichkeit der Dachterrassennutzung im Winter. Damit ist weniger das Betreten selbst als vielmehr die optische Erweiterung der Wohnung gemeint.

Akzentuiert platzierte Leuchten, die im Sommer zur Beleuchtung der Dachterrassennutzung dienen, lassen im Winter zumindest die räumliche Außenerweiterung nachvollziehen. Bei entsprechender Anzahl, Größe und Ausleuchtung kann auch die benötigte Lichtmenge im Inneren dezenter gestaltet werden. Wie ebenerdig im Garten kann auch die Bepflanzung einer Dachterrasse im Winter durchaus sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt werden. (In unserer Winterausgabe finden Sie Tipps zur Aussenbeleuchtung). Aufgrund der mannigfaltigen Möglichkeiten auf diesem doch sehr speziellen Gebiet empfiehlt sich auch hier die Beratung durch den Fachhandel. In ausreichender Zahl einzuplanende Außensteckdosen vermeiden gerade im Outdoorbereich Kabelchaos und Stolper- fallen. Dann sind auch im Sommer dem Einsatz von zusätzlichen Kühlschränken, Elektrogrills oder sonstigen Geräten keine Grenzen auf der begrenzten Dachterrassenfläche gesetzt.

Text: Rainer Güntermann

FotOS: c4sun

aha ATELIERHAUS AACHEN im DEPOT Talstraße

Das Ludwig-Forum in der ehemaligen Schirmfabrik Brauer, kreative Unternehmen im alten Schlachthof, ein international renommiertes Tanzfestival in der früheren Stahlfabrik Strang und nun

das DEPOT Talstrasse im ehemaligen Straßenbahndepot der Aseag – eine würdige Fortsetzung von gelungener Umnutzung leerstehender Industriegebäude.

EINE ADÄQUATE NEUE ADRESSE FÜR DAS ATELIERHAUS AACHEN, Und das alles im von allgemeiner Aufmerksamkeit nicht gerade verwöhnten Aachener Norden.­

Zwanzig Jahre war das ehemalige „Kloster der Schwestern zum Guten Hirten“ an der Aachener Süsterfeldstraße eine feste Adresse in der regionalen Kunstszene. Stolze 48 KünstlerInnen hatten bei der Eröffnung in unterschiedlich großen Räumen ihre Ateliers, in denen sie ungestört, aber bei Bedarf des Gedankenaustausches in direkter Nachbarschaft zu Gleichgesinnten arbeiten konnten. 1993 von Kunstschaffenden und Kunstinteressierten aus dem Förderkreis der Barockfabrik Aachen initiiert, wurde 1996 der neue Förderverein Atelierhaus Aachen e.V. gegründet und fand eine Bleibe im alten Teil des leerstehenden Klostergebäudes. Nach einigen Umbauarbeiten konnten zwei Jahre später die ersten KünsterInnen ihre angemieteten Atelierräume beziehen, ein Jahr später fand die offizielle Einweihung des Komplexes statt. Ziel war es, ambitionierten jungen Kunstschaffenden eigene Kreativräume unter einem gemeinsamen Dach günstig zur Verfügung zu stellen, so Horst Hambücker, Gründungsmitglied und mit kurzer Unterbrechung bis 2007 Geschäftsführer des Atelierhauses.

Auch zwanzig Jahre später mit dem Umzug des aha in die Räume eines Teiles des aufwändig sanierten Straßenbahndepots in der Aachener Talstraße erstreckt sich der Zeitraum der Fertigstellung der ersten Räume im November 2016 bis zur großen Eröffnung des gesamten Gebäudes im Februar 2017 über einen Jahreswechsel. Gleichgeblieben sind aber auch die Rahmenbedingungen für die Kunstschaffenden. Gefördert durch den Verein und auch finanziell unterstützt von der Stadt werden die Atelierräume zu einem Einheitsquadratmeterpreis angeboten, der weit unter dem für vergleichbare Räume auf dem freien Markt für Gewerbeimmobilien liegt. Aufgrund der hochwertigen Infrastruktur im Depot Talstraße liegt er jedoch nun rund ein Drittel über dem im alten Klostergebäude, wie uns die amtierende Geschäftsführerin, Frau Nadya Bascha, bei unserem gemeinsamen Rundgang erklärt. Dafür ist hier aber auch alles auf dem neuesten Stand der Technik, weswegen die mitgezogenen MieterInnen auch den Mehrpreis akzeptieren. Da bei annähernd gleicher Gesamtfläche jedoch statt zuletzt für 52 jetzt nur noch Arbeitsräume für 32 Kunstschaffende zur Verfügung stehen, war auch die Nichtverlängerung einiger Verträge seitens der KünsterInnen nicht problematisch.
Die Ateliers liegen sowohl im Kopfbau aus den 60er Jahren, als auch im Obergeschoss der großen Halle aus den 20er Jahren mit ihrem imposanten Betontonnengewölbe und den verglasten Dachaufsätzen, durch die eine perfekte Ausleuchtung stattfindet. Durch das Aufbrechen der Backsteinfassaden zwischen den Betonstützen ist hier auch ein 160 Quadratmeter großer Ausstellungsraum entstanden, in dem alle zwei Monate eine andere Ausstellung gezeigt wird, die bei hoher Qualität zugleich bewusst einen niederschwelligen Kunstzugang auch für Laien bieten soll. Zusätzlich zu einer jährlichen Gemeinschaftsausstellung öffnen die ansässigen KüntlerInnen zweimal jährlich ihre Ateliers, um stets im Kontakt und Diskurs mit dem Publikum zu stehen. Auch eine Metall-, eine Holz- und eine Kinetikwerkstatt im Souterrain sind vermietet und ergänzen das breite Spektrum der vertretenen Kunstrichtungen. Ein bestimmter Ausbildungshintergrund ist zwar kein Aufnahmekriterium, aber ernsthafte Professionalität mit perspektivischer Zukunft sind die Voraussetzung für eine förderungswürdige Bewerbung. Entschied bisher eine Jury aus Mitgliedern des Vorstandes und der Geschäftsführung über die Annahme eines Mietinteressenten, soll in Zukunft ein Gremium aus Vorstand, Kunsthistorikern und Leitern vergleichbarer Häuser auch im Ausland die BewerberInnen auswählen. Ein jährlicher Rundgang durch die Ateliers soll darüber hinaus die Entwicklung des künstlerischen Potentials dokumentieren. Zusätzlich will Nadya Bascha das aha noch euregionaler ausrichten, indem grenzüberschreitende Formate und Austauschprojekte für junge Positionen in der Kunst entwickelt werden sollen. Die Artothek, also die Vermietung von Kunstwerken ansässiger KünstlerInnen und die Kunstvermittlung in Form von Workshops für Schulen, aber auch einzelne Jugendliche und Erwachsene, bleiben ein Teil des Kulturangebotes, genauso wie Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Tanz, Theater und Literatur.
Das sozio-kulturelle Zentrum Depot, wie der gesamte Komplex offiziell genannt wird, unterstützt das aha dabei mit kreativen Konzepten und einem lebendigen Kunstdiskurs im Quartier. Die große Depothalle mit ihren zum Teil erhaltenen Straßenbahnschienen, Beschilderungen und einigen Segmenten des alten Schiebefalttores ist dafür ein idealer Rahmen. Groß, licht, modern, aber nicht „tot“-saniert, lädt sie geradezu ein, ein lebendiges Quartier zu erleben. Die neue Bezeichnung Piazza ist nicht nur wegen des großflächig erhaltenen Pflasters hierfür richtig gewählt. Der Clou: die Piazza bietet einen hervorragenden Rahmen für verschiedenste Veranstaltungsformate und kann auch von Externen angemietet werden. Das i-Tüpfelchen in diesem Gesamtkonzept ist die neu geplante Gastronomie im Kopfbau mit Vorplatz, die nicht nur für die NutzerInnen des Gebäudes als Treffpunkt gedacht ist. Für das nun wieder leerstehende Klostergebäude in der Süsterfeldstraße bahnt sich nach anfänglich befürchteten Abrissplänen nun ebenfalls eine neue Nutzung an. Eine auf die Sanierung von Baudenkmälern spezialisierte Firma will sich auch dieses Gebäudes annehmen und im Zuge der Entwicklung des Campus West dort Büros und Wohnungen realisieren. Sicherlich wieder eine Reportage wert.

Nach unserem Rundgang hatten wir die Gelegenheit, mit der Geschäftsführerin Frau Nadya Bascha ein kurzes Interview zu führen:

Vor Ihrem Studium der Kunstgeschichte waren Sie selbst bildende Künstlerin. Hätten Sie damals auch gerne einen solchen Kreativraum in einem Atelierhaus gemietet?

Ja! Die Anbindung an einen solchen Kontext ist interessant und befördert die künstlerische Arbeit. Das Atelierhaus Aachen bietet Kunstschaffenden in mehrfacher Hinsicht einen attraktiven, interessanten Arbeitsrahmen: 1. sind die Atelierräume ansprechend und kostengünstig, 2. können die Künstler autonom und zeitlich ungebunden in ihren Studios arbeiten, 3. ist der Verein Plattform für junge Positionen, einschließlich der hier entstehenden Kunst, und mit innovativen Ausstellungen, offenen Ateliers und externen Kooperationsprojekten wird ein großes, auch überregionales Publikum erreicht, und 4. fördert das Atelierhaus Aachen die künstlerische Entwicklung durch fachkundige Begleitung und Förderung durch Geschäftsführung, externe Kunstexperten, sowie die Möglichkeit zur Vernetzung und Austausch mit Künstlerkollegen und Gastkünstlern.

Hilft Ihnen Ihre künstlerische Vergangenheit dabei, den KünstlerInnen auf Augenhöhe und nicht nur als Bürokratin gegenüberzustehen?

Neue Wege beschreiten, innovative Impulse setzen und Konzepte entwickeln, die Begegnung mit Künstlern und Kunst – das ist, was mich besonders interessiert. Mein Tätigkeitsfeld als Geschäftsführerin ist umfangreich und vielfältig, Organisation ist ein Aufgabenbereich von vielen. Als ‚Bürokratin’ habe ich mich dabei nie verstanden, dazu übe ich meine Tätigkeit mit zu viel Leidenschaft aus. Sich mit Offenheit und Interesse zu begegnen, ist für mich selbstverständlich. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit, dem Engagement und dem Ideenreichtum der Künstler. Es ist für Kunstschaffende nicht einfach, sich auf dem breit aufgestellten Kunstmarkt zu positionieren und zu behaupten, beziehungsweise von Kunst leben zu können, auch wenn dies ein maßgebliches Ziel ist. Entsprechend ist mir ein Anliegen, Künstler in ihrer Arbeit und Entwicklung zu unterstützen. Meine im Rahmen des Studiums der Kunstgeschichte und langjährigen beruflichen Tätigkeit erlangten Kenntnisse und Kompetenzen in Kunst gebe ich gerne weiter.

Vermissen Sie es, selbst kreativ zu arbeiten?

Ich bin mit Kunst groß geworden und war immer fasziniert von Kunst. Ich war bildnerisch tätig und bin es heute noch, beispielsweise fotografiere ich. In meinem beruflichen Werdegang habe ich erkannt, dass die Begegnung und Auseinandersetzung mit Kunst, nicht das Schaffen, das Meine ist. Meine Tätigkeit als Geschäftsführerin des Atelierhauses bietet mir viel Raum für Kreativität in der Konzipierung und Gestaltung künstlerischer Projekte und innovativer Formate. Dies ist für mich spannend und erfüllend. Kreative Arbeit ist insbesondere auch ein intellektueller Prozess, die bildnerische Formgebung eine mögliche Ausdrucksweise. Ich habe große Freude daran, gute Kunst zu sehen und zu entdecken, ich muss diese nicht selbst schaffen.

Als vor 25 Jahren das Ludwig-Forum an der Jülicher Straße eröffnet wurde, wurde dem Aachener Norden eine kulturelle Blüte prophezeit. Glauben Sie, dass es nun endlich so weit sein könnte?

Aachen-Nord ist ein lebendiger Stadtteil mit engagierten Bürgern, zahlreichen Initiativen und Kulturen. Die Industriegeschichte des Viertels ist präsent in Bauten und umgestalteten Arealen. In den letzten Jahren hat sich hier eine spannende Szene aus Kultur und Kreativwirtschaft entwickelt, lokalisiert in ehemaligen Fabriken und historischen Bauten. Diese Vielfalt macht das Besondere des Stadtteils aus, und die Verknüpfung gewachsener Strukturen mit neuen, kulturellen Initiativen ist interessant. Die entstehende Kreativszene ist Teil der Entwicklung des Quartiers zu einem aufstrebenden Viertel. Mit Eröffnung des DEPOTs Anfang des Jahres als neuem Stadtteilzentrum mit Einrichtungen aus dem Kreativ- und Sozialbereich entsteht ein Ort mit großem Potenzial. Das Atelierhaus ist von Beginn an Teil dieses spannenden Prozesses.

Wie die Handwerksakademie Gut Rosenberg (siehe Aquis Casa Heft 9) ist auch das Atelierhaus in der Region nicht in dem Maße bekannt, wie es beiden eigentlich zustehen müsste. Wie kann man dies Ihrer Meinung nach ändern?

Das sehe ich anders. Das Atelierhaus ist heute überregional, auch über die Grenzen, ein Begriff und steht wie Gut Rosenberg für anspruchsvolle Inhalte und Professionalität. Gleichzeitig bin ich Ihrer Meinung, dass es erstrebenswert ist, ein noch größeres, auch kunstfernes Publikum zu erreichen und noch deutlicher als bedeutendes Kunstzentrum Aachens in Erscheinung zu treten. Berichte in interessanten Kulturmagazinen wie diesem sind ein wertvoller Beitrag, nähere Einblicke in die Arbeit der Institutionen zu erhalten, Interesse zu wecken und den Bekanntheitsgrad zu steigern. Auch wenn ich Gut Rosenberg kenne, nehme ich Ihren Artikel zum Anlass, das Haus demnächst nochmals zu besuchen. Es bleibt eine Herausforderung, mit begrenztem Werbe-Etat ein großes Publikum jenseits der Kunstszene zu erreichen. Entsprechend erfreulich ist, dass regelmäßig über unsere Ausstellungen in der Aachener Presse und den Kulturmagazinen berichtet wird.

Vermissen Sie am neuen Standort in der Talstraße etwas aus dem „Klosterleben“ an der Süsterfeldstraße?

Das DEPOT ist ein spannender, exponierter Ort, wir haben hier eine ganz andere Präsenz. Der Bau des ehemaligen Straßenbahndepots hat eine besondere Atmosphäre. Es ist gelungen, den industriellen Charakter im Rahmen des Umbaus zu erhalten. Industriebauten sind spannende Orte für Kultur, und wir freuen uns, in diesem Kontext arbeiten zu können. Der ehemalige Klosterkomplex Zum Guten Hirten, in dem der Verein 20 Jahre lokalisiert war, hatte etwas beschaulich Idyllisches, einschließlich der umgebenden Natur. Der Standort Süsterfeld war jedoch abgelegen und der Gebäudekomplex zum Teil sehr baufällig. Der sanierte Bau hier bietet ein ganz anderes Raumniveau. Unser 160 Quadratmeter großer Ausstellungssaal ist großzügig und licht und hat durch die hohe Decke des Betontonnengewölbes mit Oberlicht etwas von einer Aula – ein besonderer Raum! Die Lage und die Verknüpfung mit dem Stadtteilzentrum machen sich in deutlich gestiegenen Besucherzahlen bemerkbar.

Welche Wünsche hätten Sie an Ihrem neuen Standort noch gern erfüllt – oder sind Sie diesbezüglich schon wunschlos glücklich?

Die Ausstattung der Räumlichkeiten im DEPOT und der Einzug der Mieter sind weitestgehend abgeschlossen. Verein und Künstler haben viel investiert in Ausstattung und Gestaltung unserer Räume. Nach einer Phase der Umstellung und Eingewöhnung sind wir angekommen und fühlen uns hier wohl. Wünschenswert für diesen Standort ist, dass es gelingt, deutlich nach außen sichtbar zu machen, welch lebendiges, vielfältiges Angebot im DEPOT besteht. Kunst am Bau kann eine Möglichkeit sein, auf das DEPOT als sozio-kulturelles Zentrum aufmerksam zu machen. Die geplante Eröffnung einer Gastronomie an der Piazza bietet allen Gästen des Hauses einen Ort der Begegnung und des Austausches. Für 2019 ist von der Stadt Aachen eine Umgestaltung der Talstraße geplant, durch die auch das Umfeld attraktiver wird und zum Besuch und Verweilen einlädt.

Haben Sie nach 10 Jahren als Geschäftsführerin des aha einen Ratschlag, den Sie allen jungen KünsterInnen mit auf den Weg geben möchten?

Mich fasziniert Kunst, die etwas ‚Eigenes’ hat – Kunst, die ein Statement setzt. Sich als Künstler bewusst werden, worin das ‚Eigene’ liegt, ist Herausforderung und zugleich Voraussetzung für überzeugende Kunst. Interessante Kunst entsteht aus einer interessanten Idee und manifestiert sich in der adäquaten Ausdrucksform. Wichtiger Teil dieses Prozesses ist die Auseinandersetzung mit anderen künstlerischen Positionen, mit Kollegen, Ausstellungen, Kunstexperten et cetera. Nur so kann ein Abgleich und Korrektiv stattfinden, welches die eigene Arbeit voranbringt. Ist dies gegeben, fällt es leichter, mit Konsequenz und Beharrlichkeit die richtigen Personen, Orte und Kontexte für die eigene Kunst zu finden. Gibt es innerhalb des sehr großen Spektrums an Kunstrichtungen im Atelierhaus eine, der Sie persönlich besonders zugeneigt sind?

Im Atelierhaus gibt es viel interessante Kunst unterschiedlichster Sparten. Mich faszinieren insbesondere Arbeiten, die etwas Experimentelles haben, die Inhalte oder Materialien in neue Kontexte setzen und dadurch überraschen. Sehgewohnheiten hinterfragen und aufbrechen, spielerisch-ironische Aspekte – dies sind Konzepte, die mich begeistern. Dies finde ich hier in Plastik ebenso wie in Malerei, neuen Medien oder Installationen. Arbeiten, die mit dem Raum oder dem Betrachter interagieren, reizen mich ebenfalls. Entsprechend verfolge ich mit Interesse, wenn Künstler neue Wege beschreiten und auch experimentell und nicht vorrangig zielgerichtet arbeiten.

Wo sehen Sie das aha in 10 Jahren?

Ziel ist, das Atelierhaus weiter auszubilden, als Marke für interessante Kunst und innovative Konzepte und Ausstellungen. Ein großes Engagement seitens des Vereinsvorstandes, der Mitarbeiter und Künstlerschaft bringt dies voran. Als Geschäftsführerin liegt mein Fokus in der Entwicklung einer Plattform für junge Positionen der Euregio Maas-Rhein. Von Beginn an habe ich den Austausch und die Zusammenarbeit mit Kulturakteuren der Euregio gesucht und ein Netzwerk langjähriger Kooperationen mit Partnern der Niederlande und Belgiens aufgebaut. Hieraus entstehen spannende Impulse grenzüberschreitender Formate. Geplant ist unter vielem Anderen ein Artist-Residency-Programm mit Gastkünstlern aus der Euregio, die für einen bestimmten Zeitraum in unserem Gastatelier arbeiten und ihr Werk anschließend in einer Ausstellung präsentieren können. Auch ein Ausbau der Kooperationen mit Kunsthäusern Aachens und der Region ist vorgesehen. Es ist also Vieles auf dem Weg, und die Resonanz und die Wertschätzung, die wir seitens unseres Publikums, der Stadt Aachen sowie Land und EU erfahren –auch in der Förderung unserer Projekte- ist eine wunderbare Anerkennung und Bestätigung unserer Arbeit. Das Atelierhaus wird sich in den kommenden Jahren zu einem Hotspot junger Kunst entwickeln mit überregionaler Strahlkraft.

Frau Bascha, wir bedanken uns für das aufschlussreiche Gespräch und den interessanten Rundgang.

Sehr gerne! Ich danke Ihnen herzlich für ihr Interesse, den sympathischen Besuch und diesen Bericht in der Aquis Casa.

Text: Rainer Güntermann
Fotos: Stadt Aachen | Peter Hinschläger | Marcello Vercio | ASEAG

DER LAUT BLÄSER

Bald ist es mit dem Feierabendkonzert der Grillen schon wieder vorbei, denn dann schlüpft der Nachbar nach seiner Rückkehr zu Heim und Herd vom Businessoutfit direkt in die Gärtnerfunktionskleidung, klemmt sich –falls auf das Wohlbefinden seiner eigenen Lauscher bedacht- die Kopfhörer auf, schwingt den Schulterriemen des Laubsaugers über und legt los. Akribisch, in exakten Parallelbahnen und mit gleichbleibend lockeren Schwüngen aus der Hüfte pustet er mit Formel 1-ähnlichem Aufheulen in ebenfalls gleichmäßigem Takt alles nicht fest im Boden Verankerte gen Grundstücksausgang, sprich Straße. Dort wird das Blasgut dann schlurfenden Kindern, dem Wind, letztlich aber der Müllabfuhr überantwortet.
Werden die Pumpgun-ähnlichen Weg-Puster gerne von den Männern und für alle zu beblasenden Flächen ab drei Quadratmetern benutzt, wählen blasaffine Frauen gerne das Handfeuerwaffen-ähnelnde Lightmodell, dessen Handhabung sie ja bereits vom allseits griff- und einsatzbereiten Handstaubsauger beherrschen. So lässt sich auch der kleinste Ahornsämling von der Fußmatte bis zum Rinnstein pusten, ohne die French-Nails beim Einsatz von Handfeger und Kehrblech unnötiger Bruchgefahr auszusetzen. Der Mann seinerseits gewinnt Zeit für den allabendlichen Besuch der Muckibude, um weiter an der so erstrebten V-Silhouette zu arbeiten. Dass ein veritabler Straßenbesen beide Resultate, blitzsaubere Flächen und astreine Oberarm- und Schulterpakete, ganz praktisch in einem Arbeitsgang erledigen könnte, ist leider ebenfalls aus dem männlichen Gedanken-Garten weggepustet worden. So bleibt dem geplagten Nachbarn keine Verschnaufpause nach dem monatelangen Mäher-Motorengeheul, sondern er wird wehrlos der nun folgenden Bläser-Beschallung ausgeliefert. Trost spendet aber die Tatsache, dass diese Lärmsaison nicht so lange dauert, denn in der auch nur für ein Auto schon nicht mehr zugänglichen Doppelgarage wird schon der Motor der Schneeräumkanone gewartet.

Veröffentlicht unter Glosse