ALTE LUMPENFABRIK

Gang mit Fenstern

ALTE LUMPENFABRIK

Umnutzungen alter Fabrikgebäude gibt es zuhauf, aber ebenso häufig geht durch die dafür vorgenommenen Umbauarbeiten der Spirit dieser Gebäude verloren. Nicht so bei dieser Umwandlung zu einer Steuerberater-Kanzlei. Auch ein architektonischer Laie kann die Grenzen zwischen Alt und Neu nachvollziehen. Wir stellen Ihnen die bisher relativ unbekannten, weil unscheinbaren Hallen einmal von innen vor.

alte Aufnahme vom FabrikgebäudeWie so oft, beginnt auch diese Unternehmensgeschichte mit einem Firmengründer, der anfangs noch mit seinem Pferdewagen das Rohmaterial sammelte, um damit seine Geschäftsidee nach vorne zu bringen. Wie heute große Metallhandelsfirmen auf einen Anfang mit dem Aufsammeln von allerlei rostigem Schrott zurückblicken, so hat in diesem Fall ein gewisser Wilhelm Krückel zunächst alte Textilien zusammengetragen, um sie an Papierfabriken zur Weiterverarbeitung zu verkaufen. Schon bald kam der geschäftliche Erfolg und er investierte in ein relativ schlichtes Fabrikgebäude (Architekt: Paul Stollmann), zu dem inzwischen andere Sammler ihre Ware anlieferten. Mittels einer damals modernen Fahrzeugwaage wurde das Gewicht und dementsprechend der Preis für die angekaufte Ware ermittelt. In der Fabrik wurden sodann die Textilien nach Gewebearten sortiert, zu großen Ballen gepresst und mit Metallspiralen fixiert. Dank der Höhe der Hallen konnte man diese raumsparend stapeln, bis man sie wieder in großen Mengen an Papierfabriken zur Weiterverarbeitung verkaufte. Somit war Wilhelm Krückel ein Vorreiter des heutigen Recycling-Begriffs. Aber mit dem Einzug von Synthetikgeweben nach dem Zweiten Weltkrieg begann der langsame Untergang der im Haarener Volksmund „Lumpenfabrik“ genannten Firma.
Ansicht KüchenzeileNach umfangreichen Umbauarteiten im Jahr 2015 beheimatet der gesamte Gebäudekomplex seit Beginn dieses Jahres die neu gegründete Steuerberater-Partnerschaft „Handels-Hinze-Schütz“. Ganz im Gegenteil zum gar nicht einladenden Namen des Gebäudes empfängt den Besucher des großen, L-förmigen Backsteinbaus an der Friedenstraße in Haaren jetzt eine große Beton-Freitreppe mit einer ebenso großen, den Aufgang markierenden Stahl-Dachkonstruktion. Auffällig auf den ersten Blick sind auch die großen, den Vorgängern aus Eisen nachempfundenen Fenster, die in ihrer Einheitlichkeit wieder Ruhe in die vormals je nach Bedarf ausgeschnittene Fassadenfläche bringen. Die im Zuge der Umbaumaßnahmen zu einer Steuerberater-Kanzlei wieder geschlossenen Wandfelder sind trotz gleicher Farbigkeit jedoch noch wiederzuerkennen und dokumentieren somit ganz subtil den ordnenden Eingriff in die Bausubstanz.

Beim BetrEingangsbereich mit Stahlträger und Treppeeten des Gebäudes überquert der Besucher heute eine Brücke mit geschlossenem Geländer aus Stahlblech, die sich zwischen der Eingangsfassade und der Empfangshalle über eine breite Treppe aus gleichem Material als Zugang zum Untergeschoss spannt.
Wieder dient eine wuchtige Stahlträger-Konstruktion als räumliche Definierung des breiten Empfangsschalters, und lässt diesen unter der imposanten Deckenhöhe nicht verloren
erscheinen. Durch die geschickte Verlagerung des gesamten neuen Giebeldach-Paketes mit heutzutage notwendiger Dämmung etc. über die alten Eisen-Fachwerkträger konnten diese erhalten werden und bilden jetzt gemeinsam mit den neuen First-Oberlichtkassetten eine beeindrmoderner Empfangsbereichuckende Untersicht. Damit dieser Eindruck auch in den beiden langen Bürotrakten möglich ist, wurden die einzelnen Arbeitsräume wie Container links und rechts eines Erschließungsgangs aufgereiht. Auf diese Weise konnte im linken Fabrikflügel zudem noch mittig eine alte Säulenreihe aus Eisen erhalten werden, welche diesem Langraum darüber hinaus noch beinahe etwas Festliches verleiht. Selbst das Untergeschoss ist erstaunlich hell und einladend gestaltet worden. Auch dort begegnen uns wieder alte Materialien, die bewusst „brut“ belassen wurden, wie die wuchtigen Stahlträger und die Backsteinpfeiler. Die Trapez-Kappendecke aus Beton und „Funktionsinseln“ wie Besprechungs-Sofas, Teeküche, Meeting-Table etc. gliedern den langen Schlauch genauso wie die hier ebenfalls wieder aneinandergereihten Bürokammern mit verglasten Eingangswänden. Zusätzliches Licht bringt die ehemalige LKW-Rampe, die zugunsten eines kleinen, eingelassenen Hofes abgetragen worden ist.
Klare Strukturen, ablesbare Funktionen, ein homogenes Farb- und Lichtkonzept und die deutliche Ablesbarkeit von Historie und zeitgemäßen Baumaßnahmen sind das Markenzeichen dieser gelungenen Umnutzung alter Industrie-Architektur.

TEXT: Rainer Güntermann

FOTOS: Holger Schupp, Archiv Familie Krückel

 

TERRASSEN UND WEGE IM GARTEN

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Wo lässt sich der Frühling besser erleben als im eigenen Garten? Wenn er wieder zum Leben erwacht, wird es Zeit für eine Pflege – oder sogar neue Projekte: Terrassen und Wege zum Beispiel machen den Garten zu etwas Besonderem. Denn das Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden muss nicht an der Tür zum Garten enden.

Sommergetraenk-auf-Marmor-Afyon-GreyDer eigene Garten gehört zum privaten Lebensraum wie das Eigenheim selbst. Wichtig ist, dass man sich darin wohl fühlt. Das kann durch die Art der Begrünung erfolgen oder durch Anlagen wie Terrassen oder Wege. Und jetzt, da der Frühling bevorsteht, ist es ja vielleicht Zeit, neue Wege zu gehen.

Naturstein auf Terrassen behält seine Farbe

Vonderhecken3Auf der Terrasse am Haus spielen Kinder, dort stehen Blumenkübel, Esstisch und Sonnenschirm oder auch Sonnenliegen – die Erweiterung des Wohnraums ins Freie kann viele Zwecke erfüllen. Und genauso viele Möglichkeiten der Materialwahl gibt es. So sind Steinbeläge robust und witterungsfest, allerdings meist auch teurer als Holz. Dieses gibt zwar ein einheitlicheres Bild als Stein ab, muss aber auch jedes Jahr aufs Neue gepflegt werden. Dafür lassen sich beschädigte Bereiche relativ leicht reparieren oder austauschen. Naturstein wie Basalt, Granit, Sandstein oder Muschelkalk ist dabei meist noch ein wenig kostspieliger als Beton, behält aber dauerhaft seine Farbe, während Betonplatten mit Speziallack versiegelt werden müssen, da sie sonst mit der Zeit verblassen. Wenn die Terrasse kleinformatiger angelegt werden soll, bietet sich auch Klinker an: Auch sie bestehen aus Naturstein und behalten ihre Farbe. Dunkle Bodenbeläge wie Schiefer speichern die Wärme der Sonne derart effizient, dass man im Sommer meist nicht barfuß darüber laufen kann. Ein heller Bodenbelag hingegen kann im Sommer schnell blenden, wenn die Sonne darauf scheint.

Vonderhecken5Schließlich ist auch ein Belag aus Fliesen möglich, der aber nicht direkt auf Beton verlegt werden sollte: Gelangt Wasser unter die Fliesen und gefriert dies im Winter, platzt der Boden auf. Auf den Beton sollte zunächst eine Schicht Estrich und dann eine Drainagematte verlegt werden, um ein Abfließen von Wasser zu gewährleisten. Der Abfluss von Regenwasser ist natürlich bei allen Pflaster- und Steinbelägen zu beachten. Grundsätzlich sind der Gestaltung mit Stein keine Grenzen gesetzt, die verschiedenen Sorten lassen sich auch kombinieren. Mit Klinker lassen sich Muster legen, mit größeren Natursteinplatten auch. Terrassen aus schlichten Betonplatten lassen sich so optisch aufwerten.

Vonderhecken2Solche Terrassen mit Pflaster- oder Steinbelag sind auch ohne aufwändige Pflege grundsätzlich sehr lange haltbar. Beachtet werden sollte aber immer ein Gefälle von mindestens zwei Prozent, so dass das Regenwasser ungestört abfließen kann. Im Falle einer Hausterrasse kann dieses Gefälle unter Umständen als störend empfunden werden. Gerade beim Eigenheim-Neubau sollte auf den Untergrund rund um das Haus geachtet werden: Stein als Bodenbelag einer Terrasse hat ein gewisses Gewicht, das auf die Bodenschichten drückt, die beim Neubau oft erst am Haus aufgeschüttet werden. So können sich später Vertiefungen in der Terrasse bilden, in denen sich dann Pfützen und schließlich Wasserschäden wiederfinden können.

Holz muss ständig gut gelüftet sein

EnRaummileu_3_2126x1535tscheidet man sich dagegen für einen Bodenbelag aus Holz, muss auf genügend Lüftung unter der Terrasse geachtet werden. So verhindert man von Anfang an das Faulen und Verwittern der Holzdielen. Eine gut gelüftete Unterkonstruktion ergibt sich beim Holz manchmal von selbst, da es gerade beim Ausgleichen von Niveauunterschieden zwischen Garten und Haus
das Material der Wahl ist: Mit einer Holzkonstruktion lässt sich zum Beispiel eine Stufenterrasse gestalten, die auch große Höhenunterschiede ausgleicht. Somit lässt sich Holz als Bodenbelag völlig eben verlegen, da es – im Gegensatz zum Steinboden – kein Gefälle zum Entwässern braucht. Aufwändig hingegen kann die Pflege des Holzes sein, das einen regelmäßigen Anstrich aus Öl oder Lasur braucht, um seine Langlebigkeit zu gewährleisten. Denn Feuchtigkeit setzt dem Hol
z zu, auch dem Hartholz. Zudem fasern und splittern einige Holzarten mit der Zeit. Eine Alternative bilden hier die WPC (wood plastic composites), Holz-Plastik-Verbundstoffe, die weniger anfällig für Feuchtigkeit sind, aber ebenfalls mit einer Unterbelüftung versehen sein sollten.

Eine Holzterrasse speichert die Wärme der Sonne nicht so extrem, so dass man barfuß darüber laufen kann. Zudem wirkt sie durch das Material sehr natürlich; so verleiht etwa Bambus der Terrasse einen edlen Look, ist robust und obendrein noch schnell nachwachsend und damit ökologisch vertretbar. Bangkirai ist ein beliebtes Hartholz, das aus Indonesien stammt und über eine hohe Dichte verfügt. Damit ist es sehr widerstandsfähig gegenüber Schädlingen und Pilzen, macht aber auch die Verarbeitung schwieriger.
Leichter lässt sich etwa Douglasienholz bearbeiten, das aber über eine ähnliche Widerstandsfähigkeit verfügt. Garapa ist ein Holz aus Südamerika, das gerne am und im Wasser verwendet wird, da es sehr strapazierfähig ist. Es ist zunächst von gelbem Farbton und dunkelt mit der Zeit nach. Auch ein beliebtes Material zum Terrassenbau ist die Lärche, die sich leicht verarbeiten und pflegen lässt, die aber mit der Zeit splittern kann.

Hausterrasse oder Flächen im Garten?

modern-garden-design-modern-garden-design-ideas-with-pond-using-waterfall-also-lotus-onDie Materialien lassen sich natürlich nicht nur direkt am Haus verlegen – auch eine Terrasse im Gartenverlauf kann Sinn machen, am Rand oder auch mittendrin. Verbunden mit Gartenwegen ergeben sich so ganz verschiedene Bereiche und Gestaltungsmöglichkeiten. Doch Vorsicht: Ein Gartenweg ist mehr als nur ein paar Platten, die man auf den Rasen legt.

Neben gestalterischen Aspekten der Wege selbst oder der Möglichkeit, an ihrem Rand kreativ zu werden, bieten Gartenwege auch einen simplen Nutzen: trockenen und sauberen Fußes von einer Stelle im Garten zu einer anderen zu kommen. Voraussetzung dafür ist aber unbedingt das entsprechend saubere Verlegen der Wegelemente – gerade, eben und sicher. Auch die Wegführung sollte im Vorfeld gründlich geklärt sein, damit sich später nicht Trampelpfade ergeben, die als Abkürzung genutzt werden. Nebenwege lassen sich gegebenenfalls auch im Nachhinein noch anlegen.

Die Hauptwege sollten Platz für zwei Menschen nebeneinander bieten, aber auch den Transport von Gartenmaterialien aushalten können. Dazu sollten sie nicht nur möglichst ohne Stufen auskommen, sondern auch gut befestigt sein. Um ein späteres Absacken zu verhindern, wird das Pflasterbett zunächst ausgeschachtet; die Tiefe hängt von der Schwere der Steine ab. Die Split- und Kiesschicht als Fundament sollte jedenfalls zusammen mindestens ungefähr 35 Zentimeter hoch sein.

Nebenwege laden zum Schlendern ein

Für einen Gartenweg aus Holz hingegen ist zu beachten, dass das Material am besten dort verwendet wird, wo wenig Schatten herrscht. Denn in der Sonne trocknet das Holz besser, das bei Nässe sehr glatt werden kann. Des Weiteren muss – genau wie bei der Terrasse – beim Holzweg auf eine permanente Unterlüftung geachtet werden. Hierzu wird das Holz auf Bohlen montiert, die ihrerseits im Boden verankert werden. Zwischen die Bohlen kommt eine Schicht Kies, die gewährleistet, dass Wasser versickern kann. Auch hier gilt: Das Holz muss regelmäßig behandelt werden, um seine Widerstandsfähigkeit lange zu erhalten.
Eventuelle Nebenwege, die zum Schlendern oder auch Verweilen im Garten einladen, müssen dagegen nicht ganz so aufwändig installiert werden. Diese lassen sich etwa mit Trittsteinen realisieren, die man in den Rasen einlässt, durch einen gemähten oder mit Rindenmulch ausgelegten Weg – gerade Letzterer ist vergleichbar mit Waldboden und daher sehr angenehm begehbar. Mulch muss allerdings regelmäßig erneuert werden. Langlebiger sind hier Untergründe aus Kies oder Split. Dazu empfiehlt sich eine Unterlage aus wasserdurchlässigem Vlies, das kein Unkraut durchlässt.

Terrasse, Wege oder beides – sie sind nicht nur selbst Gestaltungsmittel und Wohlfühloasen, sie bieten auch weitere Spielwiesen zur Entfaltung. Seien es die Blumenkübel auf der Terrasse(nstufe), Gabionen als Wegweiser, Pflanzenarrangements oder Beleuchtungen an den Wegesrändern. Wichtig sind gute Planung und die richtigen Materialien. Damit Sie sich langfristig wohlfühlen, wo Sie gehen und stehen.

TEXT: Christian Dang-anh

Fotos: JONASTONE, Vonderhecken

Hausrat- und Wohngebäudeversicherung: Wo liegen die Unterschiede?

 

Michael-Foellmer

Michael Foellmer

info-SymbolSicherlich ist Ihnen bei der Durchsicht Ihrer Versicherungspolice zur Hausrat-und Wohngebäudeversicherung schon einmal aufgefallen, dass die Gefahren Feuer/Leitungswasser/Sturm-Hagel sowie die Elementargefahren (Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Überschwemmung etc.) in beiden Versicherungspolicen aufgeführt sind. Warum dies der Fall ist und wo die Unterschiede liegen möchte ich Ihnen gerne im weiteren Verlauf näher bringen. Die Hausratversicherung und die Gebäudeversicherung werden oft miteinander verwechselt oder auch als gleichwertig angesehen, da beide Versicherungen Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Elementar, sowie Einbruchdiebstahl und Vandalismus abdecken. Aus diesem Grund sind viele Versicherungsnehmer der Meinung, dass der Abschluss beider Versicherungen eigentlich eine doppelte Absicherung ist und man somit auf eine der beiden verzichten kann. Aber wo liegt der Unterschied? Die Hausratversicherung deckt alle Schäden an beweglichen Einrichtungsgegenständen ab. Grundsätzlich ist über die Hausratversicherung Ihr gesamtes privates Hab und Gut versichert. Alle beweglichen Einrichtungsgegenstände, die Sie von heute auf morgen aus dem Haus entfernen können, sind hierüber versichert.

Hierzu gehören:

  • Möbel
  • Elektrogeräte
  • Geschirr
  • Kleidungsstücke
  • Textilien
  • Lebensmittel
  • Fernseher
  • Bargeld
  • und vieles mehr…

Bildlich gesprochen ist alles, was aus einem Gebäude herausfallen kann, wenn man es schütteln würde, über die Hausratversicherung abgesichert. Schäden am Gebäude selbst betreffen die Wohngebäudeversicherung.

Die Wohngebäudeversicherung wird hauptsächlich von Hauseigentümern abgeschlossen, um ihr Wohngebäude gegen Explosionen, Feuer, Wasser und Elementargefahren wie Gewitter, Hagel oder Sturm abzusichern. Eine Wohngebäudeversicherung gleicht alle Schäden finanziell aus, die am Gebäude, an Nebengebäuden oder an Gegenständen entstehen, die fest mit der Wohnung oder dem Haus verbunden sind.

Folgende Besonderheit ist zu beachten: Wird bei einem Feuer ein Teppich beschädigt, stellt sich die Frage, ob dieser lose auf dem Boden lag oder mit dem Gebäudeboden verklebt wurde. Wurde er fest verklebt, gehört der Teppich zum Gebäude und der Schaden wird von der Wohngebäudeversicherung erstattet. Ein loser Teppich gehört zum allgemeinen Hausrat und wird demnach von der Hausratversicherung bezahlt. Bei Objekten wie Markisen und Satellitenschüsseln überschneiden sich die Hausrat- und die Wohngebäudeversicherung jedoch. Diese Gegenstände können sowohl in der einen als auch in der anderen Versicherung mitversichert werden.

Hier einige Schadenbeispiele, an denen die Unterschiede erkennbar werden:

Sturmschaden: Das Sturmtief „Kyrill“ zog im Jahr 2007 mit Orkanböen von bis zu 150 km/h über Deutschland hinweg. Der schwere Sturm fegte Dachziegel herunter und beschädigte die darunter befindliche Abdeckung. Dadurch konnte Regen in das Dachgeschoss des Hauses eindringen. Das eindringende Regenwasser beschädigte die Couch und eine Stereoanlage. Der Schaden an den Dachziegeln und der Abdeckung werden über die Gebäudeversicherung reguliert, die Schäden an der Couch und der Stereoanlage über die Hausratversicherung.

Leitungswasser / Rohrbruch: Ein Zuleitungsrohr der Wasserversorgung brach wegen fortgeschrittener Korrosion. Das Wasser ergoss sich von der Decke auf mehrere Schränke in der darunter liegenden Wohnung. Dabei wurden die Schränke und die darin befindlichen elektronischen Geräte (Tablet-PC, Fotoapparat, Drucker, Scanner) beschädigt. Die beschädigten Gegenstände werden über die Hausrat-, die Reparatur der defekten Leitung und der Decke wird über die Gebäudeversicherung erstattet.

Blitzeinschlag: Während eines schweren Gewitters schlug ein Blitz in das Dach eines Einfamilienhauses ein. Das so entstandene Feuer breitete sich rasch auf das komplette Haus aus und vernichtete nahezu alle Habe der Bewohner. Was das Feuer verschonte, wurde durch Löschwasser, Ruß und Rauchgeruch unbrauchbar gemacht. Alle Schäden, die das Feuer an Dach, Fenster, Türen, Elektroleitungen, Heizung, Alarmanlage oder den Außenwänden verursacht hat, werden über die Gebäudepolice erstattet, alle im Haus befindlichen Einrichtungsgegenstände hingegen über die Hausratversicherung.

Ihr Michael Foellmer

 

TEXT Michael Foellmer

FRÜHLINGSERWACHEN AN DER WAND

farbige Wände und Esstisch

FRÜHLINGSERWACHEN AN DER WAND

Es darf wieder frisch werden

Im Frühling erwacht alles wieder zum Leben – es grünt und blüht, wo man nur hinsieht. Ein guter Anlass, auch innen wieder für etwas Frische zu sorgen. Farben und andere Wandoberflächen sorgen jetzt für Frühlingsgefühle.

Eine Zimmerwand kann mehr als nur weiß. Ob großflächig farbig oder mit Akzenten, ob mit Struktur oder feiner Tapete – auch an der Wand kann man kreativ werden. Was zu welchem Raum passt, liegt oft im Auge des Betrachters und kann von Wohnraum zu Wohnraum unterschiedlich sein. Ein paar Tipps und Ideen helfen aber vielleicht dabei, sich zwischen Lehmputz und Farbkreis, zwischen Papier und Vlies zurecht zu finden. Zuallererst sind natürlich die Farben selbst entscheidend dafür, wie ein Raum wirkt. Mit Wandfarben lassen sich schnell und flexibel stimmungsvolle Umgebungen erschaffen. Ungeachtet der Regeln der Farblehre sollte hier auf den persönlichen Geschmack gehört werden. Starre Vorgaben engen die Möglichkeiten nur ein, es gibt aber ein paar Faustregeln, nach denen man sich richten kann: Helle Farben weiten einen Raum, Farbabstufungen gestalten einen hohen Raum kompakter. Dunkle Farben beruhigen den Raum, während Rottöne anregend bis unruhig wirken können. Mit Wandfarben lassen sich also mögliche architektonische Defizite kaschieren und Vorzüge betonen.

farbige Wand mit Regal und Tisch

Angenehm für unser Empfinden ist eine Farbgestaltung, die von unten nach oben heller wird. So lässt sich das Zusammenspiel von Bodenbelag über Möbel bis zur Deckenfarbe ideal gestalten. Allerdings sollte man dabei lieber weniger Farbe auswählen und lieber mit Schattierungen arbeiten, um den Raum nicht zu überladen. Wenn man sich vor dem Streichen bewusst macht, welche Stimmung in welchem Zimmer hervorgerufen werden soll, kann das die Farbwahl erleichtern. Rot und Orange vermitteln leuchtende Wärme und eignen sich damit für Zimmer, die nur wenig Lichteinfall haben. Bei hohem Lichteinfall können kältere Töne wie Türkis oder Blau das helle Licht dämpfen. So sind Blautöne in all ihren Abstufungen sehr beruhigend und eignen sich damit für Schlaf- und Kinderzimmer. Mit Abstufungen zu arbeiten empfiehlt sich auch und gerade für kleinere Räume: Schattierungen der selben Farbe in einem Zimmer lassen die Konturen des Raumes verschwimmen und machen ihn weiter. Das gFarbabstufungen an der Wandilt gerade für Weißabstufungen, die den Blick des Betrachters in die Weite führen. Wartet der Raum mit Auffälligkeiten wie Stuck, Zierleisten oder außergewöhnlichen Möbeln auf, lassen diese sich gut mit hellen und neutralen Farben umgeben. Aber auch dunkle Farben sind effektiv, sie wirken dramatisch und anziehend – mit ihnen lassen sich Highlights und Akzente gestalten, die die Architektur nicht hergibt.

Trotzdem: Ob man nun harmonische Farben kombiniert, die auf dem traditionellen Farbkreis nebeneinander liegen, Komplementärfarbenkontraste, die sich im Farbkreis gegenüber liegen oder tonwertorientierte Farben wählt, also die verschiedenen Töne einer Farbe – wenn man sich in den Räumen wohlfühlt, hat man beim Streichen alles richtig gemacht. Das Streichen selbst sollte ebenso ernst genommen werden wie die sorgfältige Farbwahl. Schließlich soll die Farbe gleichmäßig und sauber aufgetragen werden, damit man auch lange davon hat. Voraussetzung ist hier die richtige Ausrüstung, von der ausreichend hohen Leiter über die Pinsel und Rollen in unterschiedlichen Größen bis hin zur Plastikfolie zum Abdecken des Bodens. Für die Rollen können zudem Teleskopstangen hilfreich sein, wenn es beispielsweise um das Streichen der Zimmerdecke geht. Mit den Pinseln lassen sich Ecken und Kanten vorbereiten, an die man mit den Rollen nicht ausreichend heranreicht.

Die wohl am häufigsten verwendete Farbsorte in den eigenen vier Wänden ist die Dispersionsfarbe. Denn diese Mischung aus Binde-, Löse- und Farbmitteln ist erschwinglich und einfach zu verarbeiten. Sie lässt sich leicht abwischen, wenn sie versehentlich über die Kante geraten ist – zumindest solange sie noch feucht ist. Mit Dispersionsfarben lassen sich zudem durch den Zusatz von Wasser ganz einfach Schattierungen mischen. Sind sie erst einmal getrocknet, sind sie wasserfest. Je teurer eine Wandfarbe ist, desto höher die Qualität, da eine größere Menge Farbpigmente verarbeitet wurde, die sich positiv auf die Deckkraft auswirkt. Eine weitere Sorte stellt die Latexfarbe dar, die heutzutage nicht mehr mit Kautschuk, sondern Kunstharz versetzt wird. Das verschafft ihr eine hohe Viskosität und eine größere Deckkraft als Dispersionsfarbe. Daher eignet sie sich besonders gut für Räume, in denen eine hohe Feuchtigkeit herrscht, also etwa für Küche oder Bad.

beige Töne Wohnzimmer

Im nächsten Schritt sollte der Untergrund überprüft werden, der gestrichen werden soll. Wird über einen alten Anstrich gestrichen, sollte dieser fest, trocken und sauber sein. Bröselt er ab, sollte er zunächst vollständig abgeklopft werden. Eine Grundierung sollte verwendet werden, wenn an der Handinnenfläche Abrieb zurückbleibt, nachdem man mit der Hand über den Untergrund gefahren ist. Und natürlich sollten Risse und Löcher zugespachtelt werden.

Nachdem Boden und Möbel mit Plastikfolie abgedeckt wurden und Rahmen, Leisten und Steckdosen mit Malerkrepp abgeklebt sind, geht es ans Vorbereiten der Farbe. Denn die Farbpigmente setzen sich meist auf dem Boden ab und müssen durch Rühren gleichmäßig verteilt werden. Farbrolle oder Pinsel nehmen mit Wasser leicht angefeuchtet die Farbe gleichmäßig auf und geben sie ebenso gleichmäßig an die Wand ab. Wichtig ist hier auch das Abstreifgitter, auch um allzu großes Kleckern mit der Farbe zu verhindern.

Um Streifen zu verhindern, empfiehlt sich das Fahren mit der Farbrolle von unten nach oben und in zwei bis drei Bahnen nebeneinander, gefolgt von Bahnen im Kreuzgang über die senkrechten Bahnen und schließlich noch einmal in der Senkrechten. Streifen bilden sich auch, wenn im gestrichenen Raum die Heizung eingeschaltet ist und die Farbe damit zu schnell trocknet.

Frühlingsfrische Farbveränderungen lassen sich auch mit anderen Wandoberflächen erreichen. Tapeten in all ihren Varianten oder auch Lehmputz bringen neben Farben und Mustern auch Texturen mit: grobe oder feine, subtile oder auffällige Oberflächen geben ihre ganz eigenen Erscheinungsbilder ab. Zumal sie teils natürlich und aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt sind und ohne den Zusatz von Chemikalien auskommen.

Lehmputze beispielsweise haben neben ihrer natürlichen optischen Wirkung auch raumklimatische Eigenschaften, die nicht zu verachten sind. Lehm nimmt der Raumluft die Feuchtigkeit und kann sie auch wieder abgeben. Dabei werden sogar Schadstoffe gefiltert. Farblich ist man dabei nicht ausschließlich an Erdtöne gebunden, da verschiedene Tonerden unterschiedliche Farbgebungen mit sich bringen. Lehmputz ist in den Farben Weiß und Grau erhältlich, aber auch in rotbraunen Tönen und Farben im grün-gelben Bereich. Lehmputze sind meist als Trockenmischung erhältlich, die mit Wasser angerührt und dann auf einen Lehmuntergrund, aber auch auf Gips- oder Kalkputz sowie auf Gips-Trockenbauplatten aufgetragen wird. Und genau dabei ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten: Glätter aus Materialien wie Filz, Holz oder Kunststoff ergeben Muster und Texturen im Putz, die Zugabe von Perlmutt oder farbigem Glas einen besonderen Glanz.

Lehmfarben sind ebenfalls frei von chemischen Lösungsmitteln und Harzen, Wachsen oder Ölen. Auch hier wird die Farbkraft durch Pigmentmischungen erzielt, auch hier können die enthaltenen Tonkristalle Gerüche und Schadstoffe aus der Luft aufnehmen und damit ein angenehmes und gesundes Raumklima schaffen. Einmal mit Wasser angerührt können Lehmfarben auf alle Untergründe, die trocken, sauber und fettfrei sind, gerollt, getupft und gepinselt werden.

dunkelblaue Wand mit BildernFarbig und gemustert, mit oder ohne Struktur – die Tapete erlebt ein Comeback. War zwischenzeitlich die weiße Raufaser das Maß aller Dinge, kann man sich nun wieder trauen, die Wände auch etwas extrovertierter zu bekleben. Hier ist alles möglich. Von der einfarbigen Tapete über ausgefallene Muster oder realistische Drucke. Aus Vlies und Papier lassen sich Gold- oder Ledermuster imitieren, ein verwischtes Strickmuster kommt wie ein Stoffüberzug daher. Bedruckte Tapete zaubert Stuck- oder Reliefelemente an die Wand, schwarz-weiß-Motive oder orientalische Exotik. Mit Vinyltapeten klebt man sich Holzpaneele auf die eigenen vier Wände – Tapezieren ist einfacher als Hämmern. Wichtig auch bei dieser Wandverschönerung ist die Vorbereitung. Ein Mindestmaß an Ausrüstung von Tapeziertisch, Leimquaste und Tapetenmesser bis zu Leiter und Bürste sollte vorhanden sein. Der Untergrund sollte auch hier sauber und fettfrei sein, damit der Tapetenkleber die Tapete auch hält. Nachdem die Länge der Bahn abgemessen ist und die Tapetenbahnen mit fünf bis zehn Zentimetern Zugabe zugeschnitten sind, werden sie nicht zu knapp eingekleistert. Nun müssen die Bahnen erstmal weichen. Wenn sie dann nach 10 bis 15 Minuten an die Wand geklebt werden, sollte das vom Fenster weg, also immer mit dem Lichteinfall geschehen – eventuelle Überlappungen im Bereich der Nähte sind dadurch nicht so deutlich sichtbar.

Bei Vliestapete gestaltet sich das Anbringen sogar noch etwas einfacher: In der Regel kommt der spezielle Kleber für diese Tapetenart direkt auch die Wand. Und darauf sofort die Vliestapete, die man auch über Risse kleben kann und die für Feuchträume wie etwa Badezimmer geeignet ist. Allerdings sollte auch hier der Untergrund zuvor sauber und trocken sein.

Grundsätzlich sollte beim Tapezieren auf Zug- und Heizungsluft verzichtet werden – trocknet die Tapete zu schnell, kann sie sich zusammenziehen und so Spalten an den Nähten bilden. Wenn die Weichzeit nicht eingehalten wird, kann es zudem sein, dass die Tapete an der Wand noch nachweicht und sich ausdehnt. Dadurch können Falten in der Tapete entstehen.

Egal welcher Farb- oder Texturtyp Sie sind, ein Frühlingserwachen an der Wand bekommen Sie auf viele verschiedene Arten hin. Was an welche Wand passt, entscheiden letztlich Sie – einfach trauen und kreativ sein!

TEXT: Christian Dang-anh

FOTOS: DULUX | Akzo Nobel

 

BÜHNE FREI! SCHRIT_TMACHER-FESTIVAL in der alten STRANG – EISENFABRIK

Strang Gebäude

Zur Zeit läuft es wieder, das SCHRIT_TMACHER-FESTIVAL in der alten STRANG – EISENFABRIK in Aachen–Rothe Erde. Noch bis Ende März dient die lange, ehemalige Fabrikationshalle als „Ambience Brut“ für internationale Tanz-Kompanien. Der teMporäre Bühnenaufbau wird durch die das Industriedenkmal eigentlich nutzende Firma ARTEC errichtet. Wir waren vor Ort und haben die besondere Atmosphäre erleben dürfen.

Bühne

Strang – war der Name bis vor einigen Jahren noch eher eine Drohung für Falschparker in Aachen, so ist er seit ebenfalls dieser Zeit – purer Zufall- mit einer Kultur-Veranstaltung verbunden, die inzwischen international große Beachtung findet: Das Schrit_tmacher-Festival in der alten Strang-Stahlfabrik an der Philipps­- straße in Aachen. Ein schon von außen imposantes Backstein-Industriedenkmal aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Stolze 120 Meter lang, mit einem durchgehenden Oberlicht-Aufsatz in knapp 14 Metern Höhe und einem dreigeschossigen Büroquerbau am vorderen Ende.

Im Jahr 1846 war von mehreren Aachener Unternehmerfamilien – unter anderem auch Talbot – der „Aachener Hütten Aktienverein“ gegründet und auf dem neu erworbenen Grundstück ein Walzwerk errichtet worden, was rasch zum jahrzehntelangen Marktführer in Deutschland heranwuchs und nicht nur das eigene Reich mit Schienensträngen versorgte, wodurch auch das lang existierende Lütticher Hütten-Monopol beendet wurde. Nur elf Jahre nach der Übernahme durch den Gelsenkirchener Bergwerksverein im Jahr 1907 fiel das Werk bedingt durch die linksrheinische Besetzung als Folge der Friedensauflagen nach dem 1. Weltkrieg an die Arbed-Saar-Stahl. Aber nicht zuletzt wegen der strengen Besatzungsstatuten bezüglich Rohstoffversorgung kam 1926 das endgültige Aus.

Drei Jahre später übernahm die 1896 als Schlosserei in der Robensstraße gegründete Firma Strang die stillgelegte Werkshalle der Hütte, auf der anderen Seite der damaligen Zeppelinstraße entstand ab 1934 ein Rundfunkgerätewerk von Philips, dem Vorläufer der späteren Glühlampen- und Bildröhrenfabrik. Der Nachfolger des 1923 verstorbenen Firmengründers Damian Strang, sein Schwiegersohn Georg Born, spezialisierte sich auf Bauteile für den Stahlhochbau, wie zum Beispiel die Eisenbahnbrücke Rothe Erde, große Schweißkonstruktionen für den Industriebau, Tragwerkskonstruktionen unter anderem für die Kuppel von St. Johann in Burtscheid. In der monumentalen Halle konnten Elemente bis zu 60 Tonnen Stückgewicht gefertigt werden. Das Unternehmen selbst wurde 2006 an eine Dürener Unternehmensgruppe verkauft. Der Bau selbst blieb weiter im Besitz der Familie Born, welche seit 2011 den Veranstaltern des Schrit_tmacher-Festivals ein historisches Ambiente bietet.

Nach der Schließung der Fabrik ist scheinbar nur mal durchgefegt worden Gut so!

Beim Gang durch die Halle, die ähnlich einem Kirchenschiff links und rechts jeweils von zweigeschossigen Seitenschiffen gesäumt wird, meint man fast noch den Schweiß der Stahlarbeiter riechen zu können, die scheinbar alle gerade in Pause sind. Überall sind noch metallene Zeitzeugen sichtbar: Die große Werksuhr am Bürotrakt, der Laufkran, die riesigen Stahlhaken zum Lastenheben, die beinahe komplett erhaltene Schmiede mit Esse und vieles mehr. Zu diesem Eindruck trägt natürlich auch die Tatsache bei, dass man – außer einem Teil des Glasdaches wegen Undichtigkeit – noch nichts schönsaniert hat. Nach der Schließung der Fabrik ist scheinbar nur mal durchgefegt worden. Gut so! Bühnenbau

Diese Umstände sind auch das Grundkapital für die spannende Rauminszenierung beim jährlichen Schrit_tmacher-Festival. Die Firma ARTEC, 1993 von Thomas Paa und Georg Schlag zunächst als Lieferant von Licht- und Tontechnik an der Jülicher Straße gegründet, ist nach ihrer Spezialisierung auf Veranstaltungstechnik und Bühnen- beziehungsweise Sonderbau vor einigen Jahren als neuer Nutzer in die große Halle umgezogen. Dort lagern nun unzählige Stahlelemente für die unterschiedlichsten Anforderungen. Von Großaufträgen wie Messepavillons, Bühnenaufbauten, Fußgängerbrücken etc., der Werkstoff Stahl spielt also weiterhin die Hauptrolle in der ehemaligen Fabrikationshalle. Einmal im Jahr wird mit einem immensen Aufwand die komplette Mittelachse leergeräumt und in die Seitenarme verfrachtet, um Platz zu schaffen für eine große Tanzbühne und eine kolossale bestuhlte Sitztribüne für mehrere hundert Zuschauer.

TrägerJetzt, wo ein Teil des zuvor sorgfältig gestapelten Materials steil aufragend zu einem „Theater in Fabrik“ verbaut worden ist, wirkt die sensationelle Gesamtarchitektur noch beeindruckender, auch aufgrund der gezielt eingesetzten Lichttechnik, welche die sagenhafte Raum-Dramaturgie vollendet. Ein temporäres Foyer mit Garderobe und Gastronomie empfängt den Zuschauer und lässt dessen Blick einer Spirale gleich rundherum bis nach oben schweifen. Unwillkürlich ist man vom Geist dieses Gebäudes in den Bann gezogen. Bereits zum 21. Mal findet dieses Jahr das Schrit_tmacher-Festival, vom 16. Februar bis 20. März, statt. Zum sechsten Mal in der alten Strang-Fabrik und zum siebten Mal in Zusammenarbeit mit dem Theater Heerlen als zweitem Veranstaltungsort. Als Rick Takvorian ebenfalls 1993 als Veranstaltungsmanager des Ludwig-Forums in Aachen das Tanzfestival ins Leben rief, hatte das Theater Aachen gerade seine Ballett-Sparte aufgelöst – aus Mangel an Publikumsinteresse. So fanden sich in der Anfangszeit oft auch nur ein paar Dutzend Tanz-Interessierte im LuFo ein, um internationale Kompanien zu sehen. Aber sein glückliches Händchen bei deren Auswahl sprach sich schnell herum, und die Zuschauerzahlen wuchsen schnell. Seit der Hinzunahme von Heerlen nahm auch die Anhängerschaft jenseits der Grenze zu.

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Der Ruf ist international beachtet und es gibt Anfragen von Tanz- Kompanien weltweit.

Ein Jahr später wagte man die Verlagerung vom LuFo in die ehemalige Fabrik Stahlbau Strang, und parallel zum Tanz-Programm werden nun begleitende Workshops und Filmvorführungen angeboten. Noch gut in Erinnerung ist vom vergangenen Jahr die Ausstellung des monumentalen Bildes „Kaiserwalzer“ vom Aachener Künstler Eric Peters, welches während der Festival-Dauer im Interims-Foyer hin: 20 Quadratmeter groß mit vermeintlich tanzenden Soldaten aus dem Kaiserreich mit Stahlhelm und Eisenbajonett, beeindruckend und erdig-monochrom wie die Umgebung, jeden Besucher vor und nach der abendlichen Tanzvorführung anders „ansprechend“.

Das Festival hat inzwischen bereits die magische Zahl von 10.000 Zuschauern überschritten. Der Ruf ist international beachtet, und mittlerweile gibt es schon Anfragen von Kompanien weltweit, die in Aachen dabei sein möchten – welch eine Erfolgsgeschichte!

Übrigens: Der Ausnahme-Künstler Eric Peters wird in der nächsten AQUIS CASA mit einem Atelierbesuch ausführlich vorgestellt werden.

Kurz vor Beginn des diesjährigen Festivals hatte ich Gelegenheit, sowohl Thomas Paa von ARTEC, als auch Rick Takvorian vom SCHRIT_TMACHER-FESTIVAL einige Fragen zu stellen.

Herr Takvorian, kann man inzwischen von einer regelrechten „Szene“ von Anhängern des Modern Dance in der Aachener Region sprechen?

Takvorian: Das kann man durchaus! Wir merken an dem Interesse von Publikum und Presse an schrit_tmacher, sowohl während wie auch in der Zeit außerhalb des Festivals, dass sich eine richtige euregionale Szene aufgebaut hat. Und das Spannende daran ist noch: Es sind nicht nur Tanzkenner dabei, sondern kulturell Interessierte, Kunstliebhaber, Musikfans – ein richtiges Crossover-Publikum mit einem ausgedehnten Tanz-Kern. Was veranlasst renommierte Tanz-Kompanien, ausgerechnet beim Aachener schrit_tmacher-festival zu Dumpingpreisen aufzutreten? Takvorian: Ich würde niemals von Dumpingpreisen sprechen, aber es ist tatsächlich so, dass wir oft in den Genuss von Auftritten von Künstlern und Companien kommen, die eigentlich normalerweise für uns zu teuer wären. Diese aber wollen bei schrit_tmacher spielen. Entweder waren sie schon da und haben Festival und Publikum erlebt, oder sie haben von anderen Künstlern Positives über das Festival erfahren, oder sie sehen, wer schon dort war, oder aber sie wollen einfach bei dem bekannten schrit_tmacher – Festival gespielt haben. Ohne übertreiben zu wollen: Wir haben schon einen sehr guten Ruf!

Hegen Sie Wunschvorstellungen, die aber in dieser Halle nicht realisierbar sind?

Takvorian: Von Vorteil bei schrit_tmacher ist die Tatsache, dass wir für das Hauptprogramm zwei völlig unterschiedliche Bühnen haben, die sich toll ergänzen und zusammen so gut wie alles realisieren lassen. Der Clou dabei ist, ein entsprechendes Programm zu konzipieren, das die Stärken und Möglichkeiten dieser zwei Spielorte ausnutzt.

Gibt es Expansionspläne?

Takvorian: Durchaus! Ab 2017 werden wir die ersten Gehversuche in dem neuen Alten Schlachthof Eupen machen. Kerkrade könnte auch eine Option in Zukunft sein, wie auch Kunst- oder Galerie-Locations wie Schunck oder das Ludwig Forum für ausgefallene, experimentelle Produktionen.

Wo sehen Sie das Festival in 10 Jahren?

Takvorian: Ich wusste vor 10 Jahren nicht, wo wir heute sein würden. Ich weiß nur, dass ich guter Hoffnung bin, dass schrit_tmacher, wie jedes Kind, seinen Weg weiterhin macht, wächst, gedeiht und von Jahr zu Jahr sowohl lernt als auch inspiriert.

Über die Heizkosten der Halle können wir gerne später nochmal reden…

Herr Paa, graut es Ihnen eigentlich vor dem jährlichen Kraftakt des Ausräumens der Halle, oder ist dies auch eine willkommene Gelegenheit, einmal aufzuräumen?

SchweissenPaa: Schon etwa drei Monate vor der ersten Aufführung werden die Halle und die Stellplätze sortiert und vorbereitet. 14 Tage vorher beginnen die Reinigung und der Aufbau. Dabei wird das Lager mindestens einmal im Jahr grundgereinigt, und der positive Effekt einer aufgeräumten Halle ist jedes Jahr auf diese Weise gegeben.

 

Können Sie die fast fünf Wochen mit Aufführungen in Ihren Räumen auch selbst genießen?

Paa: Auch im 21. Jahr schrit_tmacher freuen wir uns immer wieder auf die Veranstaltung und die Künstler aus der ganzen Welt. Sind Sie inzwischen ebenfalls tanzbegeistert, oder beschränkt sich Ihr Interesse an modernem Tanz nur auf das schrit_tmacher–Festival in Ihren Räumen? Paa: Die Laufzeit der Veranstaltung reicht für mich für ein ganzes Jahr.

Gibt es technisch noch Erweiterungspotential in Sachen Bühne oder Zuschauerränge?

Leer

Paa: Die Anzahl der Sitzplätze ist leider baulich begrenzt. Eine größere beziehungsweise längere Tribüne könnten wir bauen, aber die Entfernung zur Bühne wird dann zu groß.

Ist das alte Industriedenkmal für die Nutzung durch Ihre Firma artec zuweilen auch hinderlich?

Paa: Nein, die großen Fensterflächen mit dem Tageslicht und der optische Industriecharme erfreuen uns jeden Tag. Über die Heizkosten können wir später noch einmal reden.

Herr Takvorian, Herr Paa, wir danken Ihnen herzlichst für das Gespräch!

schrit_tmacher-2013_Oguike-Dance-Company_18_©-Andreas-Herrmann

schrit_tmacher-2013_Stahlbau-Strang_Foto-Andreas-Herrmann_03

 

TEXT: Rainer Güntermann

FOTOS: Holger Schupp, Marcello Vercio, Stefan Schroeder, Archiv familie born, andreas Herrmann